Bei Brot und Gebäck - hier Brote in Körben zur Auslieferung - fallen am meisten vermeidbare Lebensmittelabfälle an.

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Verantwortung

Abfallvermeidung in der Lebensmittel­produktion

Bei nur 1,4 Prozent der gesamten Lebensmittel­produktion Österreichs handelt es sich um vermeidbare Lebensmittel­abfälle. Wie entstehen diese und was unter­nehmen die Hersteller dagegen? „Österreich isst informiert“ klärt auf.

Etwa 8,6 Millionen Tonnen Nahrungsmittel werden laut Österreichischem Ökologie-Institut jährlich in Österreich hergestellt. Bei den vermeidbaren Lebensmittelabfällen liegt die Lebensmittelproduktion an dritter Stelle. Der größte Teil vermeidbarer Lebensmittelabfälle fällt in den privaten Haushalten an, gefolgt von der Außer-Haus-Verpflegung beispielsweise in der Gastronomie oder in Gemeinschaftsküchen.

„Die Lebensmittelunternehmen denken und handeln seit jeher in Generationen. Und angesichts des heiß umkämpften Marktes kann es sich heute ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, Lebensmittelabfälle im großen Stil zu produzieren“, erklärt Josef Domschitz vom Fachverband der Lebensmittelindustrie. Der Verband unterstützt die Initiative Lebensmittel sind kostbar! des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Das gemeinsame Ziel: den Wert von Nahrungsmitteln und die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs damit bewusstmachen.

Die Lebensmittelunternehmen denken und handeln seit jeher in Generationen. Und angesichts des heiß umkämpften Marktes kann es sich heute ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, Lebensmittelabfälle im großen Stil zu produzieren.

Josef Domschitz, stellv. Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie

Warum entstehen Lebensmittelabfälle in der Produktion?

Die Lebensmittelunternehmen gehen sorgsam mit den eingekauften, oft knappen Agrarrohstoffen um und achten darauf, Agrarabfälle zu vermeiden. Fallen bei der Herstellung und Verarbeitung dennoch Abfälle an, gibt es dafür unterschiedliche Ursachen: Ein Grund sind rohstoff- und energieintensive Prozesse – etwa bei der Verarbeitung von Milch, Fleisch, Obst, Gemüse oder Getreide. Durch das Kochen, Pressen, Mahlen, Rühren, Zerkleinern und dergleichen oder das sichere Abpacken auf den Produktionslinien können teilweise Lebensmittelabfälle entstehen. Andererseits tragen auch die Wünsche und Vorgaben der direkten Kundinnen und Kunden der Lebensmittelhersteller – wie des Handels, der Gastronomie, der Exportkunden oder auch anderer Weiterverarbeiter – in Bezug auf die von diesen georderte spezifische Rezeptur oder Verpackung von Produkten zum Entstehen von Abfällen bei, wenn etwa beim jeweiligen Sortimentswechsel die Produktion umgestellt werden muss. Hier gilt es darauf zu achten, dass gerade in der Startphase eines Sortiments- und Etikettenwechsels bei bestimmten Produktionslinien nur Produkte für den Verkauf freigegeben werden, die sortenrein, nach vorgegebener Rezeptur hergestellt, korrekt etikettiert und somit verkehrsfähig sind – etwa beim Wechsel von Joghurt mit Erdbeeren auf ein anderes Fruchtjoghurt oder auf das Sortiment gänzlich ohne Früchte.

Welche Abfälle sind vermeidbar und welche nicht?

  • Nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle sind etwa organische Abfälle wie Knochen, Bananenschalen oder Fischgräten, die nicht essbar sind.
  • Vermeidbare Lebensmittelabfälle sind all jene Abfälle, die zum Zeitpunkt ihrer Entsorgung oder bei rechtzeitigem Verzehr noch essbar und genießbar gewesen wären.

Allfällige Reststoffe aus der Produktion, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind, werden beispielsweise als Futtermittel weiter genutzt oder in der Biogasanlage in Energie umgewandelt. Dazu zählen etwa Schalen von Kartoffeln aus der Gemüseverarbeitung, Trester aus dem Brauprozess, Sauermolke, die bei der Herstellung von Milcherzeugnissen anfällt, oder auch Schlachtabfälle. Laut einer Studie des Österreichischen Ökologie-Instituts von 2017 lassen sich nur rund 1,4 Prozent – oder 121.800 Tonnen – der gesamten jährlichen Lebensmittelproduktion auch tatsächlich vermeiden. Hier noch besser zu werden, daran arbeiten die Lebensmittelhersteller in der Praxis weiterhin intensiv.

Häufige Gründe für vermeidbare Lebensmittelabfälle in der Produktion

  • Rechtliche Vorgaben
  • Anforderungen von Kundinnen und Kunden
  • Qualitätsvorgaben bei Rohstoffen
  • Sortimentswechsel
  • Saisonwaren/Überproduktion/Lagerüberschuss
  • Retourwaren
  • Etikettierungsfehler
  • Schäden beim Transport, Verpacken oder Lagern

Viele Retourwaren bei Brot und Gebäck

Auch sogenannte „Retourwaren“ sind dafür verantwortlich, dass Lebensmittelabfall in den Unternehmen anfällt. Retourwaren sind Produkte, die der Handel wieder an die Hersteller zurückschickt, weil sie nicht verkauft worden sind. Das trifft etwa auf Backwaren in Form von Brot und Gebäck zu. Diese machen übrigens den höchsten Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen aus: Laut der Erhebung des Ökologie-Instituts gelten jedes Jahr rund 51.700 Tonnen an Backwaren als vermeidbare Lebensmittelabfälle. Mehr als zwei Drittel davon sind Retourwaren, die der Lebensmitteleinzelhandel an die Hersteller zurückschickt. Auf den Plätzen zwei bis vier liegen Milch und Molkereiprodukte, Getränke sowie Tiefkühlkost. Darüber hinaus können auch Produkte mit Etikettierungsfehlern nicht mehr verkauft werden.

Brotrohlinge: Noch genießbares Brot und Gebäck wird am häufigsten entsorgt - der Großteil davon kommt aus Retouren.

Brotrohlinge: Noch genießbares Brot und Gebäck wird am häufigsten entsorgt – der Großteil davon kommt aus Retouren. Foto: industrieblick / Adobe Stock

Lebensmittelhersteller im Einsatz gegen Verschwendung

Viele Betriebe haben bereits wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt – von der Verbesserung der Bedarfsplanung über Schulungen von Mitarbeitenden bis zur Vermeidung von Fehlproduktionen und zur Verwertung von Reststoffen. Ein Großteil der bei der Produktion von Lebensmitteln anfallenden Agrarabfälle wird als Futtermittel weiterverwendet. In Bioraffinerien werden biologische Rohstoffe weiterverarbeitet: Best Practice: Bioraffinerien verwerten Rohstoffe. Die Verwertung von organischen Abfällen in Biomasseanlagen ist zusätzlich Teil eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Rohstoffen.

Die Ergebnisse der Studie des Ökologie-Instituts zeigen, dass die Maßnahmen der Hersteller schon erfolgreich zur Abfallvermeidung bei der Lebensmittelproduktion beigetragen haben. Verbesserungspotenzial ist dennoch gegeben. Einerseits in der Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Agrar- und Lebensmittelkette und andererseits bei der Belieferung von sozialen Einrichtungen. Hier gibt es österreichweit eine Reihe von Kooperationen der Hersteller, etwa mit den Einrichtungen der „Tafeln“ (wie zum Beispiel die Wiener Tafel), dem Roten Kreuz, den Sozialmärkten und der Caritas sowie weiteren Organisationen, die sich der Weiterverwendung und Verteilung von gespendeten Lebensmitteln annehmen.

  • Abfallvermeidung in der österreichischen Lebensmittelproduktion. Studie des Österreichischen Ökologie-Instituts. Juli 2017 (abgerufen am 22. Februar 2022)
  • Domschitz, Josef, Fachverband der Nahrungs- und Genussmittelindustrie: Abfallsituation entlang der Wertschöpfungskette österreichischer Lebensmittel; Projektpräsentation, 27. Juni 2017
  • Hietler, Philipp: Kostbare Lebensmittel – Abfallvermeidung in der österreichischen Lebensmittelindustrie. In: DIE ERNÄHRUNG, Volume 41, 05.2017
  • Lebensmittel sind kostbar! Informationen des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Auf bmk.gv.at (abgerufen am 22. Februar 2022)
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