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Recheis: Nachhaltigkeit aus Tradition

Von der Verpackung bis zur Energieversorgung: Welche Rolle spielen Nachhaltigkeit und Regionalität für das Unternehmen? Darüber sprach Geschäftsführer Stefan Recheis mit der Fachzeitschrift DIE ERNÄHRUNG.

Als Tiroler Familienunternehmen bieten Sie ein breites Sortiment an Teigwaren. Wie sind Sie in diesem vielfältigen Markt positioniert?

Stefan Recheis: Recheis ist Marktführer in Österreich und wir freuen uns über ausgezeichnete Imagewerte und großes Vertrauen in unsere Marke. Dabei haben wir im Lebensmitteleinzelhandel etwa 32 Prozent Marktanteil und in der Gastronomie 50 Prozent. Unsere Produkte sind österreichweit gelistet und wir sind hier sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als auch in der Gastronomie die klare Nummer 1. Unser Exportanteil beträgt circa 10 Prozent.

Welche Erwartungen setzen Sie in die künftige Entwicklung der Märkte?

Recheis: Wir rechnen mit einem gleichbleibenden Absatz und aufgrund der gestiegenen Preise mit einem Umsatzplus von rund 10 bis 15 Prozent. Die dahinter stehenden Kosten wie gestiegene Rohstoff- und Energiekosten konnten über die Preiserhöhungen bis dato nicht kompensiert werden.

Inflation und gestiegene Preise speziell bei Lebensmitteln sind ein heiß diskutiertes Thema. Welche Auswirkungen hat die Situation bei Einflussfaktoren wie Rohstoffen, Energie oder Lieferketten auf die Produktion und die Kosten?

Recheis: Enorme Auswirkungen – unsere Produkte bestehen zu 100 Prozent aus Getreideprodukten und Eiern. Die Preise dieser Rohstoffe sind in den letzten beiden Jahren massiv gestiegen, ganz abgesehen von den restlichen Kosten, die uns vor große Herausforderungen stellen.

Wie sehen Sie den österreichischen Markt? Gibt es hier aus Ihrer Sicht spezielle Entwicklungen oder Tendenzen?

Recheis: Wir sehen gerade, dass sich die Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der Inflation aktuell auf unsere klassischen Sortimente, wie die Recheis Goldmarke oder Recheis Familie, konzentrieren. Die Wachstumssegmente der letzten Jahre wie Vollkorn, Dinkel oder Bio haben momentan etwas an Aufschwung verloren.

Welche Rolle spielen Regionalität und österreichische Rohstoffe für Recheis als Tiroler Unternehmen?

Recheis: Recheis stellt in Hall im Herzen Tirols seit 1889 hochwertige Teigwaren her. Wir legen großen Wert darauf, dass alle Zutaten für unser umfangreiches „Österreich-Sortiment“ – wie die Recheis Goldmarke, Recheis Bio, Recheis Dinkel und Recheis Vollkorn – zu 100 Prozent aus Österreich stammen. Dafür setzen wir auf den Ausbau der österreichischen Vertragslandwirtschaft und auf herkunftsgesicherte Eier aus Österreich. Höchste heimische Qualität und die Förderung der Regionalität stehen dabei im Mittelpunkt.

Als Tiroler Familienunternehmen schätzen wir die natürliche Umgebung, in der wir leben und arbeiten dürfen. Wir sind uns bewusst, dass wir damit sorgsam umgehen und auch etwas zurückgeben müssen. Die Regionalität ist dabei ein wichtiger Baustein, der sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt. Wir sind stolz, dass unser Unternehmen und unsere Produkte seit 2018 CO2-neutral sind.

Erfahren Sie mehr zur CO2-Neutralität von Recheis: Recheis ist CO2-neutral.

Als Tiroler Familienunternehmen schätzen wir die natürliche Umgebung, in der wir leben und arbeiten dürfen. Die Regionalität ist ein wichtiger Baustein, der sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirkt. Wir sind stolz, dass unser Unternehmen und unsere Produkte seit 2018 CO2-neutral sind.

Stefan Recheis, Geschäftsführer von Recheis, im Interview.

Stefan Recheis, Geschäftsführer der Josef Recheis Eierteigwarenfabrik und Walzmühle GmbH

Welche Aktivitäten setzen Sie in puncto Nachhaltigkeit – von den Verpackungen bis zur Energieversorgung?

Recheis: Wir entwickeln uns im Verpackungsbereich laufend weiter und haben in den letzten Jahren viele Fortschritte erzielt: Unsere leichten Kunststoffverpackungen sowie auch unsere Papierverpackungen bieten ein Höchstmaß an Schutz und sind durch ihre Recyclingfähigkeit in Österreich eine gute Lösung. Recheis Bio- und Low Carb-Produkte werden bereits seit vier Jahren in besonders umweltfreundlichen Papierverpackungen verpackt.

Schon seit mehr als zehn Jahren nutzen wir außerdem die Dachflächen unseres Firmengebäudes für die alternative Energiegewinnung durch eine 1.100 Quadratmeter große Photovoltaikanlage. Heuer werden wir den Ausbau vorantreiben und in eine weitere PV-Anlage investieren. Auch die Einführung unseres neuen Produktes „Recheis Urkorn Emmer Nudeln“ ist ein wichtiger Beitrag zu Nachhaltigkeit und Biodiversität, da wir mit Emmer (Anmerkung: einer Urkorn-Weizenart) den Anbau von Urgetreiden in Österreich sicherstellen konnten.

Wie gehen Sie mit Innovation und Produktentwicklung um?

Recheis: Das stabile Ergebnis und unsere Marktführerschaft zeigen, dass unsere Konzepte und Produktinnovationen der letzten Jahre aufgehen. Als Marktführer in Österreich ist es besonders wichtig, dass wir den Markt immer wieder mit neuen Produkten beleben und in Entwicklungen – sowohl bei Formen als auch im alternativen Rohstoffbereich – investieren. Zur Entwicklung hochwertiger Nudelspezialitäten bringt ein Team von Expertinnen und Experten aktuelles Wissen aus Lebensmitteltechnologie, Ernährungswissenschaft und Qualitätssicherung ein. Gerade letztes Jahr haben wir einen großen Innovationsschwerpunkt gesetzt und wieder zahlreiche neue Produkte eingeführt.

Wie sehen Sie die Situation bei Arbeitskräften? Finden Sie genügend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Recheis: Derzeit gibt es einige wenige Bereiche im Unternehmen, in denen es etwas schwieriger ist. Ansonsten hatten und haben wir keine großen Probleme, Mitarbeitende zu finden. Wir bauen auf ein familiäres Klima, auf Respekt und Wertschätzung. Das ist nach innen und außen spürbar. Unsere Einstellung zu Umwelt- und Klimaschutz und unsere umfangreichen Entwicklungsmöglichkeiten sind für viele Bewerberinnen und Bewerber Pluspunkte, die uns von anderen unterscheiden. Vielen Menschen ist gerade jetzt der Faktor „Sicherheit“ sehr wichtig – als etabliertes, sehr bekanntes Markenunternehmen können wir auf außergewöhnlich hohe Vertrauenswerte zurückgreifen.

Unsere Einstellung zu Umwelt- und Klimaschutz und unsere umfangreichen Entwicklungsmöglichkeiten sind für viele Bewerberinnen und Bewerber Pluspunkte, die uns von anderen unterscheiden.

Stefan Recheis, Geschäftsführer von Recheis, im Interview.

Stefan Recheis, Geschäftsführer der Josef Recheis Eierteigwarenfabrik und Walzmühle GmbH

Als große österreichische Marke mit viel Tradition haben Sie sicher eine Erfolgsformel?

Recheis: Im Prinzip genau das, worauf wir konsequent seit Jahren setzen: Naturgenuss, Tradition und die hohe Qualität der Gesamtheit unserer Leistungen. Aber wir sehen auch die extrem hohe Identifikation der Mitarbeitenden mit der Marke als Erfolgsfaktor. Wir feiern bald unser 135-jähriges Jubiläum und viele haben das Ziel, den hohen Wert der Marke in die nächste Generation zu tragen.

Wie gehen Sie mit den zunehmenden Ansätzen zur staatlichen Regulierung von Lebensbereichen um? Es werden ja sogar Werbeverbote speziell für Kinder diskutiert.

Recheis: Unsere Produkte zählen zu den Grundnahrungsmitteln und bestehen ausschließlich aus den natürlichen Zutaten Hartweizengrieß, Wasser und Eier. Wir bieten eine breite Produktpalette an und unsere Konsumentinnen und Konsumenten können ihren Bedürfnissen entsprechend das richtige Produkt auswählen.

Wie könnten Menschen einen besseren Zugang zum Thema Ernährung entwickeln? Wie sehen Sie das Thema Ernährungsbildung?  

Recheis: Gerade in diesem Bereich kann natürlich sehr viel über gezielte, konsequente Information und Bewusstseinsbildung passieren. Niemals außer Acht lassen sollte man aber den eigenen persönlichen Zugang – selbst zu spüren, was uns guttut. Das Produktangebot ist auf alle Fälle da und wird auch laufend weiterentwickelt. 

Auch für uns ist das Thema „natürliche Produkte für eine bewusste Ernährung“ einer der Eckpfeiler unserer Produktstrategie. Es begleitet uns schon seit vielen Jahren und die Kategorie der „Gesunden Teigwaren“ wächst. Wir entwickeln in diesem Bereich laufend neue Produkte und führen Dinkel, Vollkorn, Urkorn Emmer, Glutenfrei und Low Carb Produkte. Damit gehen wir auf die Wünsche und Bedürfnisse unserer Konsumentinnen und Konsumenten ein.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Recheis: Ich probiere sehr gerne Neues aus, freue mich aber auch immer über bewährte Nudelgerichte wie eine gute Nudelsuppe oder auch ganz klassisch Spaghetti in allen Varianten. 

Weitere Informationen zum Unternehmen: Recheis

Über Stefan Recheis

Stefan Recheis ist Geschäftsführer des Tiroler Teigwarenherstellers Recheis – und zwar in der 5. Generation. Sein Eintritt ins Familienunternehmen erfolgte 1993. Gemeinsam mit einem starken Team hat er den Traditionsbetrieb zu einer Gruppe von Unternehmen weiterentwickelt. Er wurde in Hall in Tirol geboren und ist dort aufgewachsen. Nach dem Abschluss der Handelsakademie absolvierte er die European Management Akademie in Wien.

  • Dieses Interview stammt aus der Fachzeitschrift DIE ERNÄHRUNG, Volume 47, 03/04.2023. Die sechsmal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.
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