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Lebensmittel

Risikobaro­meter: Lebens­mittel mit Vertrauen genießen

Wie sieht das Vertrauen der Bevölkerung in Lebens­mittel aus? Und welche Befürch­tungen gibt es? Der Risiko­barometer 2019 der Öster­reichischen Agentur für Gesund­heit und Ernährungs­sicherheit (AGES) liefert Antworten.

Der im Herbst 2019 zum dritten Mal veröffentlichte Risikobarometer Umwelt & Gesundheit der AGES zeigt: Bei Lebensmittelsicherheit sowie Ernährungsqualität und -versorgung ist die Bevölkerung überwiegend zuversichtlich. Sorgen macht sie sich vor allem über Umweltverschmutzung, Klimawandel und soziale Ungleichheit. In einer repräsentativen Online-Umfrage wurden rund 600 Personen befragt. Ergänzend fanden auch Befragungen von Journalistinnen und Journalisten sowie erstmals von praktischen Ärztinnen und Ärzten statt.

Starkes Vertrauen in österreichische Lebensmittel

Das Ergebnis belegt: Das Vertrauen der Österreicherinnen und Österreicher in die Sicherheit und Qualität von Lebensmitteln ist unverändert stark. Rund zwei Drittel der Befragten (70 Prozent der Männer und 66 Prozent der Frauen) sind in puncto Ernährungsqualität und -versorgung beruhigt. Für 66 Prozent der Männer und 60 Prozent der Frauen gilt das auch im Hinblick auf die Lebensmittelsicherheit. Im Vergleich dazu machen sich hingegen fast vier von fünf Befragten (74 Prozent der Männer und 79 Prozent der Frauen) Sorgen rund um das Thema Umweltverschmutzung, beim Klimawandel sieht es ähnlich aus.

Der Risikobarometer 2019

Risikobarometer Bevölkerung:

  • Umfrage: Online-Umfrage, dritte Erhebung seit 2017
  • Autoren: AGES, Umweltbundesamt
  • Zeitraum: Juni 2019
  • Befragte: 603 Personen aus der österreichischen Bevölkerung
  • Untersuchungsgegenstand: Umwelt & Gesundheit (Schwerpunkt: klima- und lebensmittelrelevante Aspekte)

Zusatzerhebungen:

  • Risikobarometer ÄrztInnen (127 Befragte)
  • Risikobarometer JournalistInnen (69 Befragte) 

Medienpräsente Themen im Fokus

Geht es um Gesundheit und Ernährung, so beunruhigen vor allem Themen, die in den Medien präsent sind oder bisher unbekannt waren. Auf dem ersten Platz der Risikowahrnehmung liegt Mikroplastik in Lebensmitteln: 78 Prozent der Männer und 77 Prozent der Frauen in Österreich gaben an, darüber besorgt zu sein. Auch die Auswirkungen von Schadstoffen und Chemikalien auf die Gesundheit, Antibiotikarückstände sowie unrichtige Informationen auf Lebensmittel-Verpackungen zählen zu den Spitzenreitern.

Das Ergebnis ist jedoch unabhängig davon, ob tatsächlich ein Risiko besteht. So wurden krankmachende Keime wie Salmonellen oder Listerien 2019 als geringere Bedrohung eingeschätzt – obwohl diese vergleichsweise häufiger Erkrankungen verursachen. Weitere Schlusslichter in der Risikowahrnehmung sind Radioaktivität oder natürliche Pflanzengifte.

Junge Frauen sorgen sich am meisten

Betrachtet man die unterschiedlichen Altersgruppen, zeigt sich ein allgemeiner Konsens: Frauen sind grundsätzlich besorgter als Männer. Während sich junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren im Bereich Gesundheit und Ernährung am meisten um Inhaltsstoffe sorgen, die in Plastik oder anderen Materialien, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, enthalten sind, liegt dieser Punkt bei den gleichaltrigen Männern auf dem letzten Platz der Risikowahrnehmung.

Der Risikobarometer zeigt: Junge Frauen zwischen 16 und 24 Jahren sorgen sich in Bezug auf Inhaltsstoffe von Lebensmitteln. Foto: RossHelen / Shutterstock

So nehmen Ärzte und Journalisten Risiken wahr

Die zusätzlichen Befragungen von Multiplikatoren zeigen starkes Vertrauen in die Qualität der Ernährung und die Versorgung sowie die Lebensmittelsicherheit. Bei den Gesundheitsrisiken schätzt die Hälfte der befragten Ärztinnen und Ärzte Mikroplastik als sehr wahrscheinliches Gesundheitsrisiko ein, gefolgt von Rückständen in Lebensmitteln – zum Beispiel von Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen, Antibiotika oder hormonähnlichen Stoffen – und umweltverursachten Verunreinigungen. Journalistinnen und Journalisten sind im Vergleich weniger besorgt: Rund ein Viertel nimmt Antibiotikarückstände als größte Risiken wahr, danach folgen Mikroplastik und Pflanzenschutzmittel.

Tatsächliche Risiken aus Expertensicht

Diese Wahrnehmungen decken sich nicht mit der Einschätzung der Expertinnen und Experten. So bewertet die AGES krankmachende Keime in Lebensmitteln – wie Listerien, Salmonellen oder Campylobacter-Bakterien – als größtes Gesundheitsrisiko, gefolgt von Schimmelpilzgiften und allergenen Stoffen. Das untermauert, dass die von der Bevölkerung wie auch von den Multiplikatoren gefürchteten Risiken vielfach eine gar nicht so große Rolle spielen wie angenommen. Die Einschätzung der Expertinnen und Experten basiert auf tausenden Studien, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden.

Bestätigung durch europäischen Vergleich

Der EU-weite Eurobarometer Food Safety in the EU der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aus dem Jahr 2019 bestätigt: Auch die Europäerinnen und Europäer sind bei Fragen der Lebensmittelsicherheit zuversichtlich. Zwei von fünf Personen interessieren sich für dieses Thema. Für die meisten ist die Sicherheit – neben Preis, Geschmack, Nährwert und Herkunft – einer der Faktoren, welche die Auswahl der Lebensmittel und die Essgewohnheiten beeinflussen.

Am meisten Sorgen bereiten den Europäerinnen und Europäern der Missbrauch von Antibiotika, Hormonen und Steroiden bei Nutztieren, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln sowie Lebensmittelzusatzstoffe. Auch hier unterscheidet sich die Wahrnehmung von der Experten-Sicht: Die EFSA bewertet – ähnlich wie die AGES – Antibiotika-Resistenzen, lebensmittelbedingte Krankheiten und klimawandelbedingte Risiken wie Schimmelpilzgifte als größte Herausforderungen für die Sicherheit von Lebensmitteln.

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