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Ob bei der Brotherstellung, der Ölproduktion, in der Zucker- und Stärkeindustrie oder in Molkereien: In vielen Bereichen der Lebensmittelherstellung bleiben biogene Abfälle übrig, die von Menschen nicht verzehrt werden. Bei der Produktion von Futtermitteln für Nutz-, Wild- und Heimtiere hingegen stellen sie ein wertvolles Gut dar. Indem Tierfutterhersteller Nebenprodukte der Industrie nutzen, tragen sie zur Kreislaufwirtschaft bei.
Bei der Produktion von Tierfutter werden Reste von Lebensmitteln sowie Reststoffe und biogene Nebenprodukte aus der Lebensmittel- und Getränkeproduktion verwertet. Dazu zählen etwa Produkte aus der Herstellung von Brot- und Backwaren, Maiskolben, Melasse, Brauereirückstände, Schrot, Korn oder Gemüsereste. Auch tierische Nebenprodukte wie Geflügelkarkassen oder Fischreste können zu Futtermitteln weiterverarbeitet werden.
Kostbare Reste: Brotabfälle – hier diverse Brot- und Gebäcksorten – können zur Herstellung von Futtermitteln verwendet werden. Foto: BryanAlberstat / iStock
Weiters tragen die Verarbeitungsbetriebe von tierischen Nebenprodukten (auch: Tierkörperverwerter) einen wesentlichen Teil zur Verwertung bei. Sie sind verpflichtet, die bei den Schlachtstätten anfallenden Schlachtnebenprodukte und in den landwirtschaftlichen Tierhaltungen anfallenden verendeten Tiere rasch einzusammeln, zu verarbeiten und zu verwerten oder unschädlich zu beseitigen. Die rechtlichen Grundlagen bilden die Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 (Verordnung über tierische Nebenprodukte) mit Hygienevorschriften für nicht für den menschlichen Verzehr bestimmte tierische Nebenprodukte sowie das Tiermaterialiengesetz (TMG) des Bundes.
Die Verarbeitungsbetriebe von tierischen Nebenprodukten zählen zu den versorgungs- und systemrelevanten Unternehmen im Zusammenhang mit der Lebensmittel- und Futtermittelproduktion. Unter tierische Nebenprodukte, die von diesen verarbeitet werden, fallen:
Die Verarbeitung geschieht durch ausreichendes Erhitzen, um sichere Endprodukte (Proteine und Fette) zu erhalten. Dies stellt einen wesentlichen Aspekt der Tierseuchenhygiene dar und dient somit dem Schutz von Mensch, Tier und Umwelt. Gerade in Zeiten von Tierseuchen wie der Geflügelpest (HPAI) und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ist das von besonderer Bedeutung.
Die Nutzung von Reststoffen und Abfällen als Rohstoffen für die Futtermittelproduktion ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Durch deren Verwertung werden kostbare Ressourcen eingespart. Der Einsatz von Reststoffen und Abfällen in der Futtermittelproduktion senkt die Umweltbelastung. Dadurch wird verhindert, dass Abfälle auf Deponien landen oder verbrannt werden müssen. Zudem wird der Verschwendung von Lebensmitteln entgegengewirkt. Das trägt zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei.
Getreideabfälle können auf verschiedene Weisen genutzt werden. Zum Beispiel in Form von Getreidespreu oder Stroh: Diese Reststoffe fallen bei der Ernte an und lassen sich etwa als Quelle für Ballaststoffe in der Rinderfütterung verwenden. Ein weiterer wertvoller Rohstoff ist Getreidekleie. Dies ist die äußere Schicht des Getreidekorns, die bei der Verarbeitung von Vollkornprodukten entfernt wird. Getreidekleie ist reich an Ballaststoffen und Mineralien und wird oft als Ergänzungsfutter für Rinder oder Geflügel verwendet.
Reststoffe und Abfälle werden für die Futtermittelproduktion sorgfältig ausgewählt. Damit wird sichergestellt, dass sie keine schädlichen Stoffe enthalten. Anschließend werden die Zutaten nach strengen Kriterien weiterverarbeitet. Die daraus entstehenden Futtermittel müssen den Nährstoffbedarf der Tiere gezielt abdecken sowie deren Gesundheit und Wohlbefinden unterstützen.
Bestimmte Abfälle wie Maiskolben, Obst- und Gemüsereste oder Schrot können getrocknet und zu einer feinen Pulverform vermahlen werden. Rückstände aus der Ölproduktion wie Rapspresskuchen oder Sojaextraktionsschrot lassen sich zu Pellets pressen, die dann als Proteinquelle in der Tierernährung eingesetzt werden. Und Reststoffe wie Melasse, Molke oder Bierhefe können fermentiert werden, um die Nährstoffzusammensetzung zu verbessern und eine höhere Verdaulichkeit zu erreichen.
Brot- oder Kuchenreste können direkt als Zutat für Futtermittel verwendet werden. Sie werden in der Regel gemahlen und dann als Kohlenhydratquelle in Tierfutter eingearbeitet. Eine weitere Variante ist die Extraktion von Proteinen. Diese können bei der Futtermittelherstellung als Quelle für Aminosäuren und Stickstoff eingesetzt werden. Darüber hinaus lassen sich Brot- oder Kuchenreste auch fermentieren. So werden nützliche Bakterien und Enzyme produziert, die als Verdauungshilfe für Nutztiere dienen können.
Lebensmittelabfälle und Reststoffe aus der Nahrungsmittelproduktion bilden wertvolle Rohstoffe für Futtermittel. Der gestiegene Fleischverzehr und der Wunsch vieler Verbraucherinnen und Verbraucher nach nachhaltigeren Produkten beeinflussen auch die Futtermittelproduktion: Auf der Suche nach alternativen Proteinquellen werden neue Zugänge erforscht. Ein Beispiel ist der zunehmende Einsatz von Insekten in Trocken- oder Nassfutter.
Trocken- und Nassfutter unterscheidet sich im jeweiligen Feuchtigkeitsgehalt. Bei Trockenfutter beträgt dieser höchstens 14 Prozent, bei Nassfutter 60 Prozent und mehr. Liegt der Feuchtigkeitsgehalt dazwischen, spricht man von halbfeuchter Tiernahrung (laut langjähriger Definition der Futtermittelindustrie).
Quelle: Nutritional Guidelines – For Complete and Complementary Pet Food for Cats and Dogs. Herausgegeben von FEDIAF (The European Pet Food Industry), Oktober 2021.
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