Der Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Spitz, Walter Scherb, im Porträt.

Foto: Robert Maybach

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„Regionalität ist die Basis für Erfolge im Export“

Das Traditions­unternehmen Spitz ist seit 160 Jahren Garant für Genuss und Qualität. Geschäfts­führer Walter Scherb sprach mit der Zeitschrift „Die Ernährung“ über den Standort in Ober­österreich, regionale Wert­schöpfung und Chancen durch Exporte.

Welche Bedeutung hat der Export für die Spitz Unternehmensgruppe?

Walter Scherb: Wir haben in unserer Unternehmensgruppe einen Exportanteil von 45 bis 50 Prozent. Wir sehen den Export als zusätzliche Chance, Wachstum zu generieren. Daher hat der Export für uns höchste Priorität und große Bedeutung. Mit unseren Exportanstrengungen exportieren wir auch österreichische Rohstoffe und Wertschöpfung. Mit unseren Produkten sind wir in der EU, aber auch außerhalb der EU erfolgreich. Wir sind ein bodenständiges und vorsichtiges Unternehmen, haben uns aber Wachstumsziele gesetzt. Deshalb werden wir auch in Zukunft innerhalb Österreichs mehr tätig sein als jetzt.

Ist das Image österreichischer Lebensmittel im Ausland aus Ihrer Sicht generell hilfreich für die Exportanstrengungen?

Scherb: Das Image der österreichischen Lebensmittel ist im In- und Ausland sehr hoch. Höchste Qualität und Genuss zeichnen österreichische Lebensmittel aus. Wir freuen uns über diesen Rückenwind, stellen aber unsere eigenen Stärken in den Vordergrund. Wir kaufen Rohstoffe und Dienstleistungen, so gut es geht, regional ein. Da wir unser Werk in Oberösterreich in Attnang-Puchheim haben, ist unser größter Beitrag zur Regionalität unsere regionale Wertschöpfung.

Das Image der österreichischen Lebensmittel ist im In- und Ausland sehr hoch. Höchste Qualität und Genuss zeichnen österreichische Lebensmittel aus.

Walter Scherb, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens Spitz, im Porträt.

Walter Scherb, Komplementär der S. SPITZ GesmbH & Co KG

Was braucht der Industriestandort Österreich, um weiterhin erfolgreich zu sein?

Scherb: Wir brauchen einen Abbau von Bürokratie, mehr Effizienz in der Verwaltung, eine Steuerreduktion und schnellere Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen sowie flexible Arbeitszeitmodelle.

Wie schätzen Sie Trends ein – wie zum Beispiel Regionalität versus Bio, „moralisch korrekte Produkte“, vegan oder vegetarisch und generell die Tendenz, auf bestimmte Lebensmittel oder deren Bestandteile zu verzichten?

Scherb: Wir setzen regionale Rohstoffe und Dienstleistungen ein. Wir leisten regional große Beiträge bei der Ausbildung und Schulung unserer Mitarbeiter sowie bei der Infrastruktur. Wir haben eine große Anzahl von Bioprodukten und haben Pläne, diese noch weiter auszubauen. Ganz wesentlich ist uns der Trend hin zur Natürlichkeit. Modernste Methoden, Verfahren und Anlagen haben es uns ermöglicht, bereits seit langem auf Hilfsmittel zur Haltbarmachung zu verzichten, die in der Öffentlichkeit kritisch gesehen werden.

Ist ein stark diversifiziertes Unternehmen wie Spitz besser aufgestellt als spezialisierte Unternehmen? Wenn ja, wo liegen die Vor- und Nachteile dieser Struktur aus Ihrer Sicht?

Scherb: Wenn man von außen auf Spitz sieht, schaut es kompliziert aus. Wenn man aber in die Tiefe geht und genauer hinsieht, unterscheiden wir uns von anderen Unternehmen dadurch, dass wir verschiedene Produkte mit verschiedenen Technologien an einem Standort erzeugen, was andere an verschiedenen Standorten machen. Bei Spitz haben wir sehr einfache Strukturen mit vier Divisionen: Getränke, Süßwaren/Backwaren, Süß und Sauer sowie Markenvertrieb. Wir haben erstklassige Manager, die diese Divisionen wie eigene Firmen führen. Durch unseren wettbewerbsfähigen Standort haben wir zudem die Möglichkeit, diese Divisionen durch zentrale Funktionen zu unterstützen.

Gibt es einen Bereich, der heraussticht?

Scherb: Hervorzuheben ist dabei die Logistik. Da wir einen gemeinsamen Standort für alle Divisionen haben, haben wir innerhalb des Werkes, beim Einkauf, bei eingehenden und besonders bei ausgehenden Frachten Logistikvorteile. Und wir versenden unsere Produkte ausschließlich mit vollen LKWs. Das alles bringt Kostenvorteile, CO2-Reduktion, besseren Service für unsere Kunden und weitere Effekte. Und unser Biomassekraftwerk versorgt alle Divisionen mit umweltfreundlicher Energie. Wir sind einer der wenigen Lebensmittel-Standorte, die einen eigenen Gleisanschluss haben. Dadurch können wir auch sehr viel mit Eisenbahn versenden, was wiederum Umwelt- und Nachhaltigkeitsvorteile bringt. Dabei können sowohl eingehende als auch ausgehende Frachten auf die Schiene verlagert werden.

Weitere Informationen zum Unternehmen: spitz.at

Über Walter Scherb

KR Mag. Walter Scherb wurde 1965 in Linz geboren. Nach der Schulausbildung studierte er Betriebswirtschaft an der Universität Linz und Handelswissenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien. Walter Scherb ist seit 1997 Komplementär der S. SPITZ GesmbH & Co KG und seit 1992 Geschäftsführer der Scherb GesmbH. Von 1997 bis 1999 war er Mitglied des Bundesrates.

  • Dieses Interview ist die gekürzte Version eines Beitrags aus der Zeitschrift „Die Ernährung“, Volume 39, 3-4/2015. Die sechs Mal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.
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