Walter Scherb Junior, Geschäftsführer von Spitz, im Porträt.

Foto: Robert Maybach

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Spitz: Mit Vielfalt an die Spitze

Über nachhaltiges Wachstum, Eigenmarken im Lebensmittel­einzelhandel und die Zukunft des Essens: Die Zeitschrift „Die Ernährung“ sprach mit Walter Scherb Junior, Geschäfts­führer von Spitz.

Herr Scherb, Sie haben Anfang 2019 die Leitung des Unternehmens übernommen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Walter Scherb Junior: In den vergangenen Jahren habe ich unsere Unternehmensgruppe von Grund auf kennengelernt. Mit Josef Mayer, von 2008 bis Ende 2018 Spitz-Geschäftsführer, hatte ich dabei stets einen großartigen Mentor an meiner Seite. Zudem habe ich den Master in Finance and Private Equity an der London School of Economics absolviert. Beruflich war ich im Management Consulting bei McKinsey & Company sowie als Partner bei Square One Foods, Europas erstem strategischen Partner und Investor für die Food und Beverage-Industrie, tätig. Mein daraus resultierendes Know-how und das internationale Netzwerk, das ich im Laufe der vergangenen Jahre aufgebaut habe, haben mich gut auf meine Position als Spitz-Geschäftsführer vorbereitet.

Was haben Sie vor? Welche Ziele haben Sie für Spitz definiert und welche Vision steht dahinter?

Scherb: Unser Fokus liegt auf nachhaltigem Wachstum – sowohl in Österreich als auch in unseren Exportmärkten. Darüber hinaus steht Spitz auf drei Grundpfeilern, die unsere Vision und unser Tun definieren: Kundenorientierung, Technologieführerschaft und erstklassige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als unser wertvollstes Kapital.

Welche Bedeutung hat der Export für Spitz?

Scherb: Der Export hat eine sehr hohe Bedeutung und Priorität bei Spitz, denn wir sehen ihn als zusätzliche Chance, um Wachstum zu generieren. Täglich verlassen 1,2 Millionen Produkte den Standort Attnang-Puchheim. 50 Prozent davon gehen ins Ausland. Die Kernexportmärkte liegen innerhalb eines Radius von 500 Kilometern. Nahrungsmittel von Spitz findet man in 50 Exportmärkten unter anderem in ganz Europa, dem Mittleren Osten, Asien und Afrika. Täglich vertrauen somit 4,6 Millionen Kundinnen und Kunden auf unsere Produkte und Qualität.

Unsere österreichische Herkunft und die Spitzenlage zentral im Herzen von Europa ermöglichen uns den Zugang zu bestens ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einer guten Infrastruktur sowie die Nähe zu den europäischen Wachstumsmärkten.

Walter Scherb Junior, Geschäftsführer von Spitz, im Porträt.

Walter Scherb Junior, Geschäftsführer der S. Spitz GmbH

Wie sehen Sie den Standort Österreich? Welche Vor- und Nachteile hat er aus Ihrer Sicht?

Scherb: Unsere österreichische Herkunft und die Spitzenlage zentral im Herzen von Europa ermöglichen uns den Zugang zu bestens ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einer guten Infrastruktur sowie die Nähe zu den europäischen Wachstumsmärkten. So können wir sicherstellen, dass wir stets die höchsten Qualitätsstandards erfüllen. Nachteile ergeben sich durch zum Teil langwierige Flächenwidmungsverfahren sowie die hohe Steuer- und Abgabenlast.

Ist ein stark diversifiziertes Unternehmen wie Spitz besser aufgestellt als ein Spezialist? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie und in welche Richtung wollen Sie das Unternehmen weiterentwickeln?

Scherb: Wie kein anderer Lebensmittelproduzent vereint Spitz unterschiedlichste Produkt- und Produktionsbereiche unter einem Dach. Mehr als 1.100 verschiedene Produkte basieren auf unseren Rezepturen. Um dem Produktportfolio und der Größe des Unternehmens gerecht zu werden, ist Spitz in vier selbstständige Geschäftsbereiche, auch Divisionen genannt, gegliedert: Getränke, Süßwaren/Backwaren, Süß und Sauer sowie Markenvertrieb. Wir haben erstklassige Manager, die diese Divisionen wie eigene Firmen führen. Unterstützt werden sie von zentralen Funktionen – wie Logistik oder Forschung und Entwicklung, die als Serviceeinheit für das gesamte Unternehmen agieren.

Die Eigenmarkenanteile im Lebensmitteleinzelhandel nehmen stetig zu. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Ist das gut oder schlecht für Unternehmen wie Spitz?

Scherb: Spitz steht mit zwei starken Beinen am Markt: einerseits mit den eigenen Marken und andererseits mit dem Private-Label-Bereich. Zudem sind Nahrungsmittel aus dem Hause Spitz sowohl im Lebensmitteleinzelhandel als auch in der Gastronomie erhältlich. Spitz zeichnet sich durch seine umfangreiche Erfahrung in der Konzeption und Produktion von maßgeschneiderten, auf die Kundenbedürfnisse abgestimmten Lösungen für Kooperationspartner und Unternehmen in der Lebensmittelbranche aus.

Medial wird immer wieder die Diskussion um Zucker, Fett und Alkohol angefacht. Wie stehen Sie dazu und hat das Auswirkungen auf die Unternehmensstrategie?

Scherb: Die Bedürfnisse der Konsumentinnen und Konsumenten in und außerhalb Österreichs befinden sich in einem deutlichen Wandel. Das bestätigen zahlreiche Studien, darunter etwa jene des globalen Mess- und Datenanalyse-Unternehmens Nielsen. Dazu zählt auch der Trend hin zu so genannten „Free from“-Erzeugnissen, die bewusst auf die Reduktion gewisser Inhaltsstoffe – wie Aromen oder Zucker – abzielen. Wir setzen uns mit diesen Trends selbstverständlich intensiv auseinander und bieten den Konsumentinnen und Konsumenten entsprechende Erzeugnisse an.

Was halten Sie von Modellen wie der Zuckersteuer oder ähnlichen Ansätzen? Wie gehen Sie bei Spitz damit um?

Scherb: Grundsätzlich unterstützen wir Initiativen, die die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten fördern. Jedoch vertrauen wir auch auf ihre Mündigkeit, weswegen eine Zuckersteuer aus unserer Sicht nicht notwendig ist. Unser Sortiment umfasst eine Reihe an Produkten, die dieser Entwicklung Rechnung tragen, da es uns ein großes Anliegen ist, auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen. Am Ende des Tages steht bei uns der Genuss im Vordergrund.

Immer öfter werden Regionalität und ethische Aspekte bei Lebensmitteln diskutiert. Wie reagiert Spitz darauf?

Scherb: Das gesteigerte Bedürfnis nach Lebensmitteln aus der Region ist tatsächlich ein besonders relevanter Trend. Regionalität wird unter anderem mit höherer Qualität und Nachhaltigkeit sowie kurzen Transportwegen assoziiert. Bei allen Marken der Spitz-Gruppe ist Regionalität von Anbeginn fest in der Unternehmens-DNA verankert. Obwohl wir heute in rund 50 Exportmärkte liefern, wird nach wie vor 100 Prozent der Wertschöpfung in Österreich erbracht – ein großer Teil davon gar in Oberösterreich.

Bei allen Marken der Spitz-Gruppe ist Regionalität von Anbeginn fest in der Unternehmens-DNA verankert. Obwohl wir heute in rund 50 Exportmärkte liefern, wird nach wie vor 100 Prozent der Wertschöpfung in Österreich erbracht – ein großer Teil davon gar in Oberösterreich.

Walter Scherb Junior, Geschäftsführer von Spitz, im Porträt.

Walter Scherb Junior, Geschäftsführer der S. Spitz GmbH

Was werden wir in Zukunft essen und trinken? Insekten und Vitamincocktails? Wie schätzen Sie die Entwicklung ein und wie bereiten Sie das Unternehmen vor?

Scherb: Unsere Ernährungsgewohnheiten befinden sich, wie erwähnt, im Wandel. Als Lebensmittelhersteller beobachten wir diese Trends sehr genau und tragen ihnen schnell und flexibel Rechnung. Nichtsdestotrotz rechnen wir nicht mit radikalen Veränderungen in Sachen Ernährung.

Weitere Informationen zum Unternehmen: spitz.at

Über Walter Scherb Junior

Walter Scherb Junior, MA, ist seit 1. Jänner 2019 Geschäftsführer der S. Spitz GmbH. Mit dem 29-jährigen Linzer ist die dritte Generation im Familienunternehmen tätig.

Scherb sammelte zuvor im Management Consulting bei McKinsey & Company berufliche Erfahrungen und absolvierte ein Masterstudium an der London School of Economics. Drei Jahre lernte der Finanzwirtschafter zahlreiche Bereiche des Unternehmens Spitz kennen – und begründete parallel dazu gemeinsam mit zwei weiteren Partnern ein Unternehmen in Linz: die Investmentfirma Square One Foods. Diese investiert strategisch in Start-ups aus der Lebensmittel- und Getränkebranche.

  • Dieses Interview ist die gekürzte Version eines Beitrags aus der Zeitschrift „Die Ernährung“, Volume 43, 1/2019. Die sechs Mal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.

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