Unsere Ansprüche an Nahrungsmittel und Getränke sind hoch: Sie sollen satt machen, zum Genuss einladen, gut schmecken – und dazu auch noch lange haltbar, einfach zuzubereiten und günstig sein. Der Blick in die Kühlschränke der Österreicherinnen und Österreicher spiegelt die gestiegenen Erwartungen wider: Noch nie zuvor war das Angebot an Lebensmitteln so vielfältig und hochwertig wie heute.
Geringere Einkaufsmengen, mehr Außer-Haus-Konsum
Das RollAMA-Haushaltspanel zeigt, wie sich der Lebensmittelkonsum in Österreich im ersten Quartal 2023 entwickelt hat. In Summe sind die Einkaufsmengen bei Lebensmitteln nach den Jahren mit Corona-Lockdowns deutlich gesunken – sogar unter das Niveau vor Beginn der Pandemie 2019. Der Rückgang betraf am stärksten Fleisch (vor allem Rindfleisch) und Frischgemüse – so wurde um 8,5 Prozent weniger Gemüse als im ersten Quartal des Vorjahres gekauft.
Insgesamt gehen die Menschen seltener in den Supermarkt als vor der Coronakrise und kaufen jeweils weniger ein. Gründe dafür sind etwa der wieder erstarkte Außer-Haus-Konsum in der Gastronomie und Hotellerie sowie bei Kultur- und Sportveranstaltungen, weniger Homeoffice-Tage und mehr Urlaube nach der Coronapandemie. Dazu kommt, dass Vorräte aufgebraucht wurden, viele Haushalte sparsamer mit eingekauften Lebensmitteln umgegangen sind und unter Umständen auch weniger weggeworfen haben.
Stark gefragt: Nachhaltigkeit und Convenience
Langfristig bestätigen sich beim Lebensmitteleinkauf vor allem zwei Trends: Nachhaltigkeit und Convenience. So wuchs der Anteil der Ausgaben für Bio-Lebensmittel weiter an, die Entwicklung wurde durch die Inflation nur leicht gedämpft. Im ersten Quartal 2023 erreichten die Bio-Anteile an den Einkäufen im Lebensmitteleinzelhandel laut RollAMA-Haushaltspanel 11,9 Prozent. Zudem greifen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher zu Produkten in wiederverwertbaren Glasflaschen und -bechern. 2022 kauften bereits 35 Prozent der Haushalte Fruchtjoghurt im Glas, bei Trinkmilch waren es 21,5 Prozent.
In einer immer mobileren Gesellschaft wächst die Bedeutung von Convenience-Produkten. Der Einkauf von Fertiggerichten legte in Österreich seit 2019 um 9,5 Prozent zu. Auch Konserven und Tiefkühlware bei Obst und Gemüse waren im ersten Quartal 2023 wie schon in den Vorjahren beliebt. Der Wunsch nach einem schnellen Einkauf und einer einfachen und raschen Zubereitung von Speisen äußerte sich weiters im Anstieg der Selbstbedienung beim Kauf von Fleisch und Wurst. Auch der Absatz von bereits in Scheiben geschnittenem oder geriebenem Käse legte 2022 weiter zu.
Jugend-Wertestudie: So ernähren sich junge Menschen
Trends zum Konsumverhalten von Jugendlichen zeigte die Jugend-Wertestudie 2022 über die Generation Z von T-Factory Trendagentur und jugendkultur.at: Vegetarisch oder vegan ernährten sich rund 20 Prozent der Jugendlichen, circa zwei Drittel der 10- bis 14-Jährigen in Österreich aßen regelmäßig Fleisch. Etwa 38 Prozent der Jugendlichen gaben an, überwiegend zu Bioprodukten zu greifen. Für die Studie wurden 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene in Österreich befragt.
Höhere Lebensmittelkosten durch die Teuerung
Zuletzt wurde die Kauflaune durch höhere Lebensmittelpreise etwas getrübt. In Folge von Coronapandemie und Ukraine-Krieg sind auch die Preise für Lebensmittel und Getränke seit 2022 angestiegen. Im ersten Quartal 2023 war der Zuwachs vor allem bei Käse, Milchprodukten, Erdäpfeln und Eiern spürbar. Ein Grund dafür sind die höheren Kosten in der Lebensmittelherstellung für Rohstoffe, Energie, Transport oder Verpackung.
Als eine Folge der Verteuerung sind Diskonter und Aktionsprodukte stärker nachgefragt. Fast die Hälfte aller Fleischeinkäufe landen mittlerweile rabattiert im Einkaufskorb – auch Butter wird häufig in Aktion gekauft. In der RollAMA werden folgende Produktgruppen erfasst: Fleisch und Geflügel, Wurst, Milch und Milchprodukte, Käse, Obst, Gemüse, Eier sowie Erdäpfel. Wie der Lebensmittelpreis entsteht, lesen Sie hier: Wer bestimmt eigentlich den Lebensmittelpreis?
Insgesamt ist der Anteil von Essen und Trinken an den Gesamtausgaben eines Haushalts seit der Nachkriegszeit gesunken. In den 1950er-Jahren gaben die Österreicherinnen und Österreicher noch fast die Hälfte ihres Budgets für Lebensmittel aus. Vor der aktuellen Teuerungswelle entfielen pro Monat hingegen laut Eurostat nur noch etwa 10 Prozent der Haushaltausgaben auf Ernährung und alkoholfreie Getränke (ohne Außer-Haus-Konsum). Damit lag Ernährung bei den Ausgaben laut Statistik Austria an vierter Stelle – nach Wohnen und Energie, gefolgt von Verkehr sowie Freizeit, Sport und Hobby.

Enorme Produktvielfalt: Der Konsum von Fleisch, Gemüse und Obst hat sich im Vergleich zu vor 70 Jahren fast verdoppelt. Foto: Grigorijkalyuzhnyj / Pixabay
Lebensmittelkonsum von der Nachkriegszeit bis heute
Der hohe Standard bei Lebensmitteln und die gute Verfügbarkeit waren nicht immer selbstverständlich. In den ersten Jahren nach dem zweiten Weltkrieg schränkten abgeschottete Märkte, aufwendige Transporte und knappe Rohstoffe das Angebot an Lebensmitteln stark ein. Die Verteilung der Lebensmittel wurde überwacht und mit Lebensmittelkarten organisiert. Noch in den 1950er-Jahren waren Fleisch und Obst sehr teuer, Fisch oder Südfrüchte wie Bananen waren kaum erhältlich. Wenn doch, dann kamen sie nur zu besonderen Anlässen auf den Speiseplan.
Das hat sich entscheidend geändert. Dank des Wegfalls der innereuropäischen Grenzen, effizienter Transport- und Kühlwege sowie der modernen Verarbeitung bietet sich nun eine enorme Produktvielfalt in allen Geschmacksrichtungen. Viele der aktuell verfügbaren Lebensmittel gab es früher noch gar nicht. Durch das erweiterte Angebot hat sich der Lebensmittelkonsum in einzelnen Warengruppen enorm erhöht. Das zeigen auch die Versorgungsbilanzen der Statistik Austria: Demnach verbrauchte jede Österreicherin und jeder Österreicher durchschnittlich rund 124 Kilo Gemüse und etwa 74 Kilo Obst (Wirtschaftsjahr 2020/21) sowie fast 59 Kilo Fleisch (Jahr 2021).
Im Trend: Rückläufiger Fleischkonsum und Fleischalternativen
Seit einigen Jahren sind die Anteile der Käuferinnen und Käufer von Fleisch in einigen Kategorien rückläufig. Insbesondere steigt die Zahl von Menschen, die den Fleischkonsum bewusst reduzieren. Das bestätigt eine Trendstudie von Iglo Austria unter 1.000 Österreicherinnen und Österreichern: Konsumierten 2021 noch 17 Prozent der Befragten mehrmals pro Woche Fleisch, waren es 2022 nur noch 12 Prozent. Insgesamt 27 Prozent wollen ihren Fleischkonsum künftig reduzieren. Zu den Hauptmotiven zählen Tierschutz sowie Klima- und Umweltschutz. Aber auch Neugier und Abwechslung sowie gesundheitliche Gründe wurden angegeben.
Laut RollAMA-Haushaltspanel sind die Alternativen bei Fleisch, Fertiggerichten und Milch anteilsmäßig noch gering, aber langfristig wachsend. Am höchsten ist die Nachfrage nach Fleisch- und Milchimitaten bei jungen Haushalten (bis 39 Jahre). Das bestätigt die iglo-Trendstudie: Demnach haben 6 von 10 Befragten bereits Alternativen probiert. Den Konsum von Fleischalternativen schlossen 2022 nur noch 51 Prozent aus (2021: 61 Prozent).
So hat sich die Coronapandemie auf den Lebensmitteleinkauf ausgewirkt
Bis zur Coronapandemie hat der Außer-Haus-Konsum in Österreich konstant zugenommen. Mit dem Ausbruch der Krise änderte sich das Einkaufsverhalten der Österreicherinnen und Österreicher signifikant. Sowohl Einkaufsmengen als auch Ausgaben im Lebensmitteleinzelhandel legten enorm zu. Beim Lebensmitteleinkauf achteten die Konsumentinnen und Konsumenten mehr auf die Qualität als auf den Preis. Außerdem wurde vermehrt in den eigenen vier Wänden gekocht. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag Lebensmitteleinkauf in Zeiten von Corona.
- iglo-Trendstudie: Tierwohl und Umweltschutz sind stärkste Motive, Fleisch zu ersetzen. Presseaussendung von iglo Austria vom 12. Jänner 2023. Auf iglo.at (abgerufen am 20. Juli 2023)
- Jugend-Wertestudie 2022: Generation Z – eine Krisengeneration lässt sich nicht unterkriegen. Herausgegeben von T-Factory Trendagentur und jugendkultur.at (Mai 2022)
- Konsumausgaben der privaten Haushalte nach Verwendungszwecken. Information von Eurostat. Auf: ec.europa.eu (abgerufen am 20. Juli 2023)
- Konsumerhebung 2019/20. Herausgegeben von Statistik Austria. Auf: statistik.at (abgerufen am 20. Juli 2023)
- RollAMA-Haushaltspanel. Herausgegeben von der Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH. Auf amainfo.at (abgerufen am 20. Juli 2023)
- RollAMA. Die frischen Mafo-Zahlen aus dem 1. Quartal 2023. Herausgegeben von der Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH am 5. Juni 2023. Auf amainfo.at (abgerufen am 20. Juli 2023)
- Versorgungsbilanzen für den pflanzlichen und den tierischen Sektor. Herausgegeben von Statistik Austria. Auf: statistik.at (abgerufen am 20. Juli 2023)
Wir empfehlen diese Artikel zum Weiterlesen

Menschen
Trends: Das tut sich in der Lebensmitteltechnologie
Welche Trends und Innovationen gibt es in der Lebensmitteltechnologie? Was wünschen sich die Konsumentinnen und Konsumenten? Die Lebensmitteltechnologin und Ernährungswissenschaftlerin Regine Schönlechner liefert Einblicke.
weiterlesen
Verantwortung
„Wir müssen Bewusstsein für Food Waste schaffen!“
Rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel landet jährlich im Müll – das entspricht 1,3 Milliarden Tonnen. Doch wie lässt sich Food Waste verringern? Darüber spricht Marlies Gruber, Geschäftsführerin des forum. ernährung heute.
weiterlesen