Foto: Austria Glas Recycling GmbH
Langsam rollen die Flaschen in der Glasfabrik auf den 1.600 Grad Celsius heißen Ofen zu. Sie stehen kurz davor, eingeschmolzen und zu neuen Glasverpackungen geformt zu werden. Doch welchen Weg nimmt das Altglas, bis es hier landet? Und welche Vorteile bringen Glasverpackungen und deren Recycling mit sich? Die Antworten finden Sie in diesem Beitrag.
Heute sind Lebensmittel sicherer und qualitativer denn je. Das hängt nicht nur von den Produkten selbst ab. Auch die Verpackung spielt eine entscheidende Rolle. Glas als Packstoff ist hygienisch, undurchlässig und geruchsneutral – es besteht ausschließlich aus anorganischen Stoffen. Der Glasbehälter gibt selbst keine Stoffe an den Inhalt ab. Außerdem bewahrt Glas das Aroma, die Vitamine und die weiteren Nährstoffe von Lebensmitteln. Dunkle Glasverpackungen schützen zudem vor Licht. Kein Wunder also, dass der glasklare Packstoff in der Lebensmittelindustrie häufig Verwendung findet: von Getränkeflaschen über Konservengläser bis zu Flakons für Essig oder Öl.
Seit mehr als 40 Jahren werden Glasverpackungen in Österreich wiederverwertet. Das heimische Glasrecyclingsystem gilt in der Europäischen Union als Best-Practice-Beispiel: Österreich erreicht schon jetzt die Recyclingquote, die für 2030 vorgesehen ist. Hierzulande werden über 80 Prozent der Glasverpackungen recycelt. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt lag 2018 bei 74 Prozent. Seit der Etablierung des österreichischen Glasrecyclingsystems in den 1970er-Jahren wurden rund 21 Milliarden Glasverpackungen für das Recycling in der Glasindustrie gesammelt und wiederverwertet. Hätte man sämtliches Altglas der letzten vier Jahrzehnte deponiert, dann wäre die Fläche eines Fußballfeldes unter einem Altglasberg von 3 Kilometern Höhe begraben.
Im Pandemiejahr 2020 erreichte die Sammelleistung von Altglas laut Austria Glas Recycling ein Rekordhoch: Über 270.000 Tonnen wurden der Glasindustrie zum stofflichen Recycling übergeben. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Plus von 9.000 Tonnen. Pro Kopf wurden 2020 etwa 29,4 Kilogramm Altglas gesammelt – fast ein Kilogramm mehr als 2019. Trotz pandemiebedingter Lockdowns gelang es, die Glasentsorgung weitestgehend ungehindert aufrecht zu halten.
Unternehmen, die Glasverpackungen auf den Markt bringen, zahlen deren Sammlung über eine Lizenzgebühr. Damit und mit dem Erlös für das Altglas finanziert Austria Glas Recycling die öffentliche Altglas-Sammlung. Diese ist für die Bevölkerung gratis, auch Betriebe können lizenzierte Glasverpackungen kostenfrei entsorgen. Die Wiederverwertung kommt der Umwelt und dem Klima zugute, denn Glas wird aus Quarzsand hergestellt und ist somit zur Gänze wiederverwertbar. Zudem bringt das Glasrecycling volkswirtschaftlichen Nutzen: Dadurch werden Arbeitsplätze gesichert und Müllkosten in den Haushalten eingespart.
Doch wie wird aus altem Glas neues? Die Reise des Packstoffs beginnt bei den Konsumentinnen und Konsumenten: Sie werfen ihre gebrauchten Glasverpackungen in einen der österreichweit rund 68.000 Weiß- und Buntglas-Container. Mit dem Glassammel-LKW geht es für über 70 Prozent des Altglases in eines der drei heimischen Glaswerke, die Glasverpackungen recyceln: Vetropack Austria in Pöchlarn (Niederösterreich) und in Kremsmünster (Oberösterreich) sowie Stölzle-Oberglas in Köflach (Steiermark). Der Rest wird in grenznahen Glasfabriken in Nachbarstaaten verwertet. Das Glas wird in den Werken gereinigt – Keramik, Plastik und Metall werden händisch oder maschinell entfernt. Dann wird das Altglas eingeschmolzen und schließlich in neue Formen gegossen.
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Österreichs Glasrecyclingsystem zählt international zu den besten. Warum und wie es funktioniert, zeigt dieses Erklärvideo in drei Minuten. Video: Austria Glas Recycling
Das gesammelte Altglas wird zur Gänze wiederverwertet. In der Produktion von Verpackungsglas machen gebrauchte Glasverpackungen den wichtigsten Rohstoff aus: Bei Weißglas beträgt die Einsatzquote bis zu 60 Prozent, bei Braunglas bis zu 70 Prozent und bei Grünglas bis zu 90 Prozent. Durch die Verwendung von Altglas bei der Glaserzeugung verringert sich die erforderliche Schmelztemperatur. Dadurch sinken der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen. Laut dem deutschen Aktionsforum Glasverpackung ließe sich mit der durch eine Altglasflasche in der Produktion gesparten Energie eine Waschmaschine zehn Minuten oder ein Fernseher 20 Minuten betreiben. Durch zehn Prozent Altglas in der Produktion wird der Energieverbrauch von etwa 52.000 Haushalten eingespart.
Die für die Wiederverwertung in Österreich zuständige Austria Glas Recycling – ein Unternehmen der ARA Gruppe – treibt die nachhaltige Entwicklung voran. Zum 40-Jahr-Jubiläum im Jahr 2018 hat sie sich in der Austria Glas Agenda 2030 ehrgeizige Ziele gesetzt: In Abstimmung mit den unterschiedlichen Stakeholdern wurden auf Basis der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sechs nachhaltige Entwicklungsziele definiert – darunter hochwertige Bildung, verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster sowie Maßnahmen für den Klimaschutz. Um das Bildungsziel zu erfüllen, werden beispielsweise gezielte Maßnahmen für Kinder und Jugendliche gesetzt.
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