Sammelcontainer für das Recycling von Weißglas und Buntglas in Österreich.

Foto: Austria Glas Recycling GmbH

Verantwortung

Nachhaltig und sicher: Glasrecycling in Österreich

Von der Marmelade bis zu Essiggurken: Glasverpackungen werden in der Lebensmittelindustrie vielseitig eingesetzt. In Österreich gibt es das Glasrecyclingsystem bereits seit über 40 Jahren. Erfahren Sie Wissenswertes zum nachhaltigen Packstoff.

Langsam rollen die Flaschen in der Glasfabrik auf den 1.600 Grad Celsius heißen Ofen zu. Sie stehen kurz davor, eingeschmolzen und zu neuen Glasverpackungen geformt zu werden. Doch welchen Weg nimmt das Altglas, bis es hier landet? Und welche Vorteile bringen Glasverpackungen und deren Recycling mit sich? Die Antworten finden Sie in diesem Beitrag.

Glasklare Vorteile: Lebensmittel in der Glasverpackung

Heute sind Lebensmittel sicherer und qualitativer denn je. Das hängt nicht nur von den Produkten selbst ab. Auch die Verpackung spielt eine entscheidende Rolle. Glas als Packstoff ist hygienisch, undurchlässig und geruchsneutral – es besteht ausschließlich aus anorganischen Stoffen. Der Glasbehälter gibt selbst keine Stoffe an den Inhalt ab. Außerdem bewahrt Glas das Aroma, die Vitamine und die weiteren Nährstoffe von Lebensmitteln. Dunkle Glasverpackungen schützen zudem vor Licht und sichern ihren Inhalt besonders gut. Kein Wunder also, dass der glasklare Packstoff in der Lebensmittelindustrie häufig Verwendung findet: von Getränkeflaschen über Konservengläser bis zu Flaschen für Essig oder Öl.

Nachhaltige Erfolgsstory: 45 Jahre Glasrecycling in Österreich

Seit 1977 werden Glasverpackungen in Österreich wiederverwertet. Das heimische Glasrecyclingsystem gilt in der Europäischen Union als Best Practice-Beispiel: Österreich erreicht schon jetzt die Recyclingquote, die für 2030 vorgesehen ist. Hierzulande werden 85 Prozent der Glasverpackungen recycelt. Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt lag 2018 bei 74 Prozent. Seit der Etablierung des österreichischen Glasrecyclingsystems in den 1970er-Jahren wurden rund 21 Milliarden Glasverpackungen für das Recycling in der Glasindustrie gesammelt und wiederverwertet. Hätte man sämtliches Altglas der letzten vier Jahrzehnte deponiert, dann wäre die Fläche eines Fußballfeldes unter einem Altglasberg von 3 Kilometern Höhe begraben.

Zahlen und Fakten zum Glasrecycling

  • 95 Prozent der heimischen Bevölkerung trennen Altglas.
  • 21 Milliarden Glasverpackungen wurden seit Etablierung des österreichischen Glasrecyclingsystems in den 1970er-Jahren der Glasindustrie als Rohstoff übergeben.
  • Rund 64.000 Glascontainer stehen österreichweit für die Altglassammlung bereit.
  • Rund 29 Kilogramm Altglas sammelten die Österreicherinnen und Österreicher pro Kopf 2021.

Von Glas zu Glas: Der optimale Materialkreislauf

Doch wie wird aus altem Glas neues? Die Reise des Packstoffs beginnt bei den Konsumentinnen und Konsumenten: Sie werfen ihre gebrauchten Glasverpackungen in einen der österreichweit rund 64.000 Weiß- und Buntglas-Container. Mit dem Glassammel-LKW geht es für über 70 Prozent des Altglases in eines der drei heimischen Glaswerke, die Glasverpackungen recyceln: Vetropack Austria in Pöchlarn (Niederösterreich) und in Kremsmünster (Oberösterreich) sowie Stoelzle Oberglas in Köflach (Steiermark). Der Rest wird in grenznahen Glasfabriken in Nachbarstaaten verwertet. Das Glas wird in den Werken gereinigt – Keramik, Plastik und Metall werden händisch oder maschinell entfernt. Dann wird das Altglas eingeschmolzen und schließlich in neue Formen gegossen.

Videotipp: So wird aus altem Glas neues

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Österreichs Glasrecyclingsystem zählt international zu den besten. Warum und wie es funktioniert, zeigt dieses Erklärvideo in drei Minuten. Video: Austria Glas Recycling

Verpackte Nachhaltigkeit: Energiesparen durch Altglas

Das gesammelte Altglas wird zur Gänze wiederverwertet. In der Produktion von Verpackungsglas machen gebrauchte Glasverpackungen den wichtigsten Rohstoff aus: Bei Weißglas beträgt die Einsatzquote bis zu 60 Prozent, bei Braunglas bis zu 70 Prozent und bei Grünglas bis zu 90 Prozent. Durch die Verwendung von Altglas bei der Glaserzeugung verringert sich die erforderliche Schmelztemperatur. Dadurch sinken der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen. Laut dem deutschen Aktionsforum Glasverpackung ließe sich mit der durch eine Altglasflasche in der Produktion gesparten Energie eine Waschmaschine zehn Minuten oder ein Fernseher 20 Minuten betreiben. Durch zehn Prozent Altglas in der Produktion wird der Energieverbrauch von etwa 52.000 Haushalten eingespart.

Weitergedacht: Austria Glas Agenda 2030 und UN-Jahr des Glases 2022

Die für das Glasrecyclingsystem in Österreich zuständige Austria Glas Recycling – ein Unternehmen der ARA Gruppe – treibt die nachhaltige Entwicklung mit der Austria Glas Agenda 2030 voran: In Abstimmung mit den unterschiedlichen Stakeholdern wurden auf Basis der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sechs nachhaltige Entwicklungsziele definiert – darunter hochwertige Bildung, verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster sowie Maßnahmen für den Klimaschutz. Um das Bildungsziel zu erfüllen, werden etwa gezielte Aktivitäten für Kinder und Jugendliche gesetzt. Ein Beispiel ist die „Bobby Bottle-Schultour“ für Volkschulkinder in ganz Österreich.

Die UNO erklärte 2022 mit der Resolution 75/279 zum Internationalen Jahr des Glases, um die SDGs zu unterstützen. Neben Re-Use und Recycling liegt ein Fokus auf Technologie und Innovation. Glaspaneele für Photovoltaik, Glasfasern oder ultradünnes Sensorglas ermöglichen neue Entwicklungen in den Bereichen Energieverbrauch und Nutzung erneuerbarer Energien.

Lizenzen für Glasverpackungen: So funktioniert das Sammelsystem

Unternehmen, die Glasverpackungen auf den Markt bringen, zahlen deren Sammlung über eine Lizenzgebühr. Damit und mit dem Erlös für das Altglas finanziert Austria Glas Recycling die öffentliche Altglassammlung. Diese ist für die Bevölkerung gratis, auch Betriebe können lizenzierte Glasverpackungen kostenfrei entsorgen. Die Wiederverwertung kommt der Umwelt und dem Klima zugute: Primärrohstoffe müssen nicht in der Natur abgebaut werden und das Einschmelzen von Altglas spart Energie im Vergleich zum Einsatz von Primärrohstoffen. Zudem bringt das Glasrecycling volkswirtschaftlichen Nutzen: Die heimische Glasindustrie bleibt international wettbewerbsfähig und zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Recyclingbranche werden gesichert.

Mehr zur Strategie von Austria Glas Recycling erfahren Sie im Interview mit Geschäftsführer Harald Hauke: Glasrecycling: Digitalisierung, Innovation, Motivation.

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