Mineralwasser in PET- und Glasflaschen: Bei der Getränkeverpackung kommt es auf die Ökobilanz an.

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Verantwortung

Ökobilanz von Mineral­wasser­flaschen

PET oder Glas? Einweg- oder Mehrweg­flasche? Diese Fragen stellen sich auch beim Kauf von Mineral­wasser. Entschei­dend ist neben der Funktion auch die Ökobilanz der jeweiligen Getränke­verpackung. Aktuelle Studien im Überblick.

Natürliches Mineralwasser hat seinen Ursprung in einem unterirdischen, vor jeder Verunreinigung geschützten Wasservorkommen. Das Wasser muss direkt am Quellort in jene Behältnisse abgefüllt werden, die die Konsumentinnen und Konsumenten im Supermarkt vorfinden. Es gibt strenge rechtliche Vorgaben in puncto Reinheit, Konstanz und Abfüllung. Die Getränkeverpackung spielt eine wichtige Rolle für den Schutz des Inhalts sowie den Transport und die Lagerung des Wassers. Bei der Wahl der Mineralwasserverpackung gilt es auch, deren Ökobilanz zu beachten.

Was ist eine Ökobilanz?

Die Ökobilanz (auch: Lebenszyklusanalyse) erfasst und bewertet die Auswirkungen eines Produkts, Verfahrens oder Prozesses auf die Umwelt. Dabei werden die Auswirkungen über den gesamten Lebenszyklus einbezogen. Dies reicht von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und die Nutzung bis zu nachgelagerten Prozessen wie Entsorgung und Verwertung. Die Elemente einer vollständigen Ökobilanz sind in der internationalen Norm EN ISO 14044 festgelegt.

Verschiedene Gebinde durchleuchtet

Die Studie Ökobilanz verschiedener Gebinde aus PET und anderen Materialien untersuchte die Auswirkungen der Verpackungen von typischen Markenartikeln bezogen auf das Jahr 2018. Dazu zählten unter anderem 1-Liter-Mineralwasserflaschen aus Glas und PET, jeweils in der Ausführung Einweg und Mehrweg. Im Fokus stand der gesamte Lebenszyklus der Verpackung inklusive Verschluss und Etikett: Der Ressourcenverbrauch – etwa von Wasser, Land und Energie – wurde ebenso erfasst und bewertet wie die Auswirkungen auf Klimawandel (CO2-Emissionen), Waldsterben (Versauerungspotenzial) und Sommersmog (bodennahes Ozon).

Geringere Umweltfolgen von PET

Im Hinblick auf die Ökobilanz waren Verpackungen aus Glas jenen aus PET vor 20 Jahren noch überlegen. Heute sieht dies jedoch anders aus. In der angeführten Ökobilanz-Studie schneidet die PET-Flasche bei den Folgen für die Umwelt in Summe besser ab. In Bezug auf den Klimawandel weist die PET-Mehrwegflasche mit rund 70 Gramm CO2-Äquivalenten pro Liter im Vergleich die niedrigsten CO2-Emissionen auf. Aber auch die Einwegflasche aus PET verursacht rund 3-mal geringere Emissionen als die Einwegflasche aus Glas. Der Grund dafür ist vor allem das deutlich höhere Gewicht der Glasverpackung.

Carbon Footprint pro Liter

  • PET-Mehrwegflasche: 69 bis 72 Gramm
  • PET-Einwegflasche: 86 bis 107 Gramm (100 % rePET: 86 Gramm, 50 % rePET: 96 Gramm, 0 % rePET: 107 Gramm)
  • Glas-Mehrwegflasche: 100 Gramm
  • Glas-Einwegflasche: 324 Gramm

Erklärung: Die Gramm-Angaben beziehen sich auf die CO2-Äquivalente pro Liter.

Quelle: Studie Ökobilanz verschiedener Gebinde (2019)

rePET ist im Kommen

Österreich hat ein sehr hohes Sammel- und Recyclingniveau bei Getränkeverpackungen. Bereits drei von vier PET-Flaschen werden in der getrennten Sammlung erfasst und können dadurch wiederverwertet werden. Der steigende Recyclatanteil bei PET-Flaschen wirkt sich auch positiv auf deren Ökobilanz aus. Der Trend geht weiter in Richtung rePET: Die österreichischen Mineralwasserhersteller arbeiten daran, den Recyclatanteil der Flaschen immer mehr zu erhöhen. Einzelne Mineralwasserhersteller haben schon heute Verpackungen aus 100 % rePET am Markt.

Mehrweg bei geringen Distanzen

Auch die Unterschiede beim Transport flossen in die Ökobilanz ein: Mehrwegflaschen müssen erst den Weg zurück zum Abfüller über die Konsumentinnen und Konsumenten und den Händler finden. Einwegflaschen werden hingegen über die Gelbe Tonne und den Gelben Sack gesammelt, was die Transportentfernungen verringert. Je kleiner der Radius bei der Auslieferung ist, umso eher bieten sich Mehrwegflaschen an. Hier ist die Glasflasche jener aus PET (mit 50 % Recyclat) ebenbürtig, wenn die Distanz vom Abfüller zum Zentrallager maximal 182 Kilometer beträgt. Die Unterschiede von Einweg- und Mehrwegflaschen hatte 2010 bereits das Heidelberger IFEU Institut für Energie- und Umweltforschung in der Ökobilanz von Getränkeverpackungen untersucht. Dabei schnitten 1,5 l PET-Einwegflaschen aufgrund des hohen Recycling- und Wiederverwertungsniveaus in der Regel gleich gut ab wie 1,0 l Glas-Mehrwegflaschen. Eine Ausnahme bildete nur der örtlich stark eingeschränkte regionale Vertrieb.

Die passende Wahl treffen

Die angeführten Studien zeigen: Sowohl Glas als auch PET haben als Packstoff für Mineralwasserverpackungen Vor- und Nachteile. Das gilt auch für Mehrweg und Einweg. Für die Wahl der passenden Mineralwasserflasche ist zum einen der Anlass entscheidend – sei es für ein festliches Essen, das Büro oder unterwegs. Darüber hinaus sollte stets die Ökobilanz der jeweiligen Option mitbedacht werden. Wichtig ist außerdem die richtige Entsorgung der Getränkeverpackung – egal, aus welchem Material diese besteht.

„Je mehr Recyclat, desto besser“

Drei Fragen an Studienautor Roland Fehringer von c7-consult

Welche Vor- und Nachteile von Glas und PET bei Mineralwasser ergeben sich aus der Ökobilanz?

Je höher der Recyclatanteil ist, umso geringer sind die Umweltauswirkungen. Das trifft auf alle Materialien zu. Bei der 1-Liter-Flasche aus 100 Prozent rPET (rePET) ist das Ergebnis um ein Fünftel besser als bei der Flasche ohne Recyclat. Das heißt: Ich kann 20 Prozent der Treibhausgase einsparen, wenn ich Recyclat verwende – das ist ein großer Vorteil bei PET. Bei Glas sieht es ähnlich aus. Wir sammeln ja in Österreich bereits sehr viele Glasflaschen, dadurch ist der Anteil von alten Scherben in einer Glasflasche schon sehr hoch. Recyceltes Glas hat noch Potenzial, aber das wirkt sich nicht so stark auf die Umweltauswirkungen aus wie bei PET.

Gerade in Bezug auf Ein- und Mehrwegflaschen gibt es immer wieder Diskussionen. Wie sehen Sie das?

Die Konsumentin oder der Konsument braucht die Wahlfreiheit und das entsprechende Angebot. Jedoch sollte man ein paar Dinge beachten, wenn man einkaufen geht. Mehrweg hat eindeutige Vorteile im regionalen Konsum, wenn der Abfüller nicht allzu weit weg ist. Als Faustregel gilt: 100 Kilometer. Sind die Transportdistanzen hingegen größer, ist die Einwegflasche mit hohem Recyclatanteil besser. Beides hat Vorteile – und wir sollten uns bewusst sein, wann wir besser zu welcher Variante greifen.

Viele wissen gar nicht, was eine Ökobilanz überhaupt ist beziehungsweise was sie damit anfangen sollen. Bei wem liegt hier die Verantwortung?

Die Verantwortung liegt einerseits beim Produzenten, dass er bei der Verpackung Recyclatanteile einsetzt – und zwar so viel wie möglich. Die Verantwortung liegt auch beim Handel, dass er alles anbietet: Einweg genauso wie Mehrweg. Sie liegt aber auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten – wenn diese beispielsweise zu Einweg greifen, müssen sie das Material richtig entsorgen, sonst ist es verloren. Nicht zuletzt sind auch die Medien dafür verantwortlich, die Botschaften objektiv an die Menschen zu bringen.

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