Historisches Bild aus den 1960er Jahren von einer Lagerhalle voller Gösser-Bierfässer.

Foto: Brau Union Österreich AG

Industrie

Wie hat sich die Lebensmittel­industrie entwickelt?

Jederzeit die gewünschten Lebensmittel in der gewohnten Qualität zur Hand haben: Was für uns in Österreich heute selbstverständlich ist, war nicht immer der Fall. Ein Blick auf die Geschichte der industriellen Lebensmittelherstellung.

Die 9,1 Millionen Österreicherinnen und Österreicher mit qualitativ hochwertigen, sicheren und genussreichen Lebensmitteln einzudecken, ist eine wesentliche Aufgabe der Lebensmittelindustrie. Ihrer Grundversorgung verdanken wir es auch, dass Hunger und Mangelernährung in unserem Teil der Erde kaum mehr ein Thema sind. Ein Blick in die Geschichte zeigt: Das war früher nicht so. Über viele Jahrtausende wurde Europa von Hungersnöten geprägt. Wetterkapriolen, Missernten bei Getreide oder Kriege führten dazu, dass es zu wenig zu essen gab.

Am Beginn standen das Jagen und Sammeln

Als erstes Ernährungszeitalter gilt jenes der Jäger und Sammler vor Millionen Jahren. Sie sammelten und verwerteten Lebensmittel für den Eigenbedarf der Sippe. Damals mussten sich die Menschen bereits Verfahren überlegen, um Phasen der Knappheit zu überbrücken. So wurde der Einsatz von Feuer und die damit mögliche Garung der Lebensmittel zum entscheidenden Evolutionsschritt. Auch Sonnentrocknung, Räuchern oder Salzen als Haltbarkeitsverfahren kamen auf. Die damals erworbenen Kenntnisse zur Lebensmittelverarbeitung lösten die Entwicklung zum modernen Menschen aus.

Ackerbau und Viehzucht führten zu Lebensmittelkonservierung

Vor rund 10.000 Jahren begannen unsere Vorfahren sesshaft zu werden. Sie widmeten sich dem Ackerbau und der Viehzucht. Das war der Startschuss für das zweite Ernährungszeitalter. Erstmals wurden Lebensmittelüberschüsse erzielt, wodurch der Handel in den schon bald gegründeten Siedlungen und später den Städten entstand. Nicht nur die Art und Weise ihrer Gewinnung in einer zunehmend arbeitsteiligen Gesellschaft, sondern auch die Zusammensetzung und die Qualität der verwendeten Lebensmittel änderte sich. So war die Kost der Jäger und Sammler eiweißlastig, während die niedergelassene Bevölkerung Getreideprodukte vorzog. Die Brot- und Bierherstellung entwickelte sich. Schon damals gaben die Bauern die Weiterverarbeitung an Handwerksbetriebe wie Müller oder Bäcker weiter.

Die industrielle Revolution brachte neue Chancen

Mit dem Beginn der industriellen Revolution vor rund 200 Jahren startete das dritte Ernährungszeitalter. Die Bevölkerung wuchs, immer mehr Menschen wanderten in die Städte ab und der Bedarf an Lebensmitteln stieg. Dazu kam der technische Fortschritt: Im 19. Jahrhundert zogen in nahezu allen Produktionsbereichen Maschinen und neue Technologien ein, die den Menschen Arbeitsschritte erleichterten. Dadurch veränderte sich auch die Lebensmittelherstellung. Die größte Herausforderung stellte immer noch die Haltbarkeit der Produkte dar. Doch nun war es möglich, Speisen etwa luftdicht zu verpacken, sie zu kühlen oder zu gefrieren. Durch die Erfindung der Dampfmaschine konnten Lebensmittel erstmals in größeren Mengen mit der Eisenbahn transportiert werden, ein effizientes Transportsystem entstand.

Die Bedürfnisse der Konsumenten entwickeln sich weiter

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts war von den beiden Weltkriegen und damit noch von Hunger und Lebensmittelknappheit geprägt. Mit dem beginnenden Wohlstand und dem Wirtschaftsaufschwung ab den 1950er- und 1960er-Jahren änderten sich dann die Ernährungsgewohnheiten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Mit dem Wirtschaftswachstum stieg auch der Anspruch der Bevölkerung ans Essen und Trinken: Lebensmittel sollten nicht nur satt machen, sondern auch in ausreichenden Mengen jederzeit verfügbar sein, appetitlich aussehen, gut schmecken, einfach zubereitbar und bezahlbar sein.

Industrielle Verarbeitung fördert Vielfalt, Sicherheit, gleichbleibenden Geschmack

Das wäre ohne moderne Produktionstechnologien nicht möglich. Sie erleichtern die Aufnahme von Nahrungsmitteln und Getränken, entfernen schädliche Inhaltsstoffe und verbessern nicht zuletzt den Geschmack. Viele Rohwaren werden erst durch ihre Verarbeitung schmackhaft und genießbar. So lassen sich beispielsweise Zuckerrüben erst als raffinierter Zucker oder Raps erst als Speiseöl genießen. Die Zufuhr von Energie und die Versorgung mit Nährstoffen ist zwar die primäre Funktion von Lebensmitteln, aber auch der Genusswert darf nicht außer Acht gelassen werden. Ein Lebensmittel, das nicht schmeckt, kommt gar nicht auf den Speiseplan.

Die Ansprüche und Erwartungen der Menschen ändern sich in der modernen Gesellschaft. Die Lebensmittelindustrie reagiert darauf und entwickelt sich laufend weiter. Aktuelle Beispiele dafür sind vegetarische oder vegane Ernährungsformen oder die gestiegene Nachfrage nach Spezialprodukten, zum Beispiel ohne Gluten oder Laktose. Auch nachhaltig produzierte Lebensmittel sind heutzutage für die Konsumentinnen und Konsumenten wichtiger. All diesen Veränderungen werden die Hersteller mit der laufenden Verbreiterung ihres Angebots gerecht. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag für unsere moderne Gesellschaft.

  • Berghofer, Emmerich/Zunabovic, Marija : Lebensmittelproduktion und -verarbeitung. Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln im gewerblich und industriellen Bereich. AK-Infoservice (Juli 2013)
  • Moderne industrielle Lebensmittelproduktion. Herausgegeben von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE)
  • Trends in der Lebensmittelherstellung und Lebensmittelversorgung. Herausgegeben vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (März 2016)
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