Foto: Bernhard Noll

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Genuss, der den Moment besonders macht

Über den Markt für Süßwaren, das Erfolgs­geheimnis des größten Süßwaren­herstellers Österreichs und dessen Verbunden­heit mit Wien. Die Zeitschrift „Die Ernährung“ im Gespräch mit Manner Vorstand Hans Peter Andres.

Wie ist Ihr Unternehmen aufgebaut und wie ist es auf die Zukunft ausgerichtet? Welche Schwerpunkte setzen Sie?

Hans Peter Andres: Die 1890 gegründete Josef Manner & Comp. AG ist als Spezialist für Waffeln, Dragees und Schaumwaren die Nummer 1 am österreichischen Schnittenmarkt und die Nummer 2 am gesamten österreichischen Süßwarenmarkt. Zur Manner Familie gehören neben den berühmten Manner Neapolitaner Schnitten mit Haselnusscreme unter anderem auch die Marken Casali mit den beliebten Rum-Kokos-Kugeln und Schokobananen, Napoli mit dem Klassiker Dragee Keksi sowie die Mozartkugeln von Victor Schmidt und Ildefonso.

Die Zentrale befindet sich in Wien-Hernals, die Produktion findet ausschließlich in Österreich statt. In Wien produzieren wir mehlverarbeitend – also Schnitten, Biskotten, Kekse etc. – und in Wolkersdorf schokoladeverarbeitend – etwa Rumkugeln oder Schokobananen. Manner Produkte werden weltweit in circa 50 Ländern vertrieben, eigene Vertriebsbüros sind in Deutschland, Tschechien und Slowenien aktiv.

Wie ist die Situation am Markt für Süßwaren aus Ihrer Sicht?

Andres: Süßwaren nehmen im Leben einen besonderen Stellenwert ein. Es ist der kleine Genuss, den man sich hin und wieder gönnt und der den Moment besonders macht. Der Trend zeigt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten immer bewusster Süßwaren genießen. Sie wollen wissen, wo das Produkt herkommt, wo es produziert wird, ob das Unternehmen nachhaltig agiert und welche Zutaten verwendet werden.

Porträt von Hans Peter Andres, Vorstand bei Manner, mit einer Manner Schnitte in der Hand.

Hans Peter Andres, Manner Vorstand (Foto: Bernhard Noll)

Was ist das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens? Wie schätzen Sie den Spagat zwischen Geschichte und Innovation ein?

Andres: Das Erfolgsgeheimnis ist nicht einfach zu erklären. Es sind sicherlich viele Faktoren, die Manner zur Kultmarke machen. Die lange Tradition – Manner gibt es seit 1890 –, die Verbundenheit mit Wien und Österreich und das Bekenntnis zur Qualität einerseits und die konsequente Markenführung anderseits sind sicherlich Erfolgsfaktoren.

Welche Vor- und Nachteile hat der Standort Österreich aus Ihrer Sicht?

Andres: Der Standort bietet eine ideale Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte, ein sehr gutes öffentliches Verkehrsnetz und ist auch ein perfekter Standort für unsere Exportaktivitäten. Die hohen Lohn- und Lohnnebenkosten sind sicherlich ein Nachteil des Produktionsstandorts. Und ein Grund, warum die meisten unserer Mitbewerber mit ihrer Produktion in Billiglohnländer ausgewichen sind. Für Manner undenkbar.

Warum haben Sie die Produktion mitten in Wien ausgebaut, statt auf die sprichwörtliche „grüne Wiese“ eine optimierte Fabrik hinzustellen?

Andres: Wien und Manner sind starke Marken, die eng verbunden sind. Der Shop am Stephansplatz ist das perfekte Beispiel dafür. Befragungen zeigen uns, dass Konsumentinnen und Konsumenten Manner spontan mit Wien assoziieren. Auch auf unseren Verpackungen haben wir den Schriftzug „Manner Wien“ abgebildet. Es ist uns daher wichtig, mit Wien eng verbunden zu sein. Aber die Entscheidung, den Standort Wien auszubauen, war nicht nur eine „Herzensentscheidung“, sondern wirtschaftlich gerechtfertigt.

Auch durch das Soundlogo für die Marke zeigt sich die Verbundenheit mit Wien. Zu hören ist eine Kombination aus einem Geigen-Pizzicato und der Pummerin, der Glocke aus dem Stephansdom. Das spiegelt die Herkunft Wien, die Manner Wurzeln und die Verbundenheit mit der Schutzmarke Stephansdom wider. Seit über 35 Jahren übernimmt Manner etwa die Lohn- und Lohnnebenkosten für einen Steinmetz am Stephansdom als Zeichen für die enge Verbindung zwischen dem historischen Bauwerk und der Kultmarke, die das Wiener Wahrzeichen seit 1889 als Schutzmarke führt. Auch die rosa Liliputbahn oder die rosa Manner Straßenbahn sind sichtbare Zeichen der Verbundenheit mit Wien.

Der Trend zeigt, dass die Konsumentinnen und Konsumenten immer bewusster Süßwaren genießen. Sie wollen wissen, wo das Produkt herkommt, wo es produziert wird, ob das Unternehmen nachhaltig agiert und welche Zutaten verwendet werden.

Porträt von Hans Peter Andres, Vorstand bei Manner.

Hans Peter Andres, Manner Vorstand

Wie beurteilen Sie die Situation auf dem österreichischen Markt, insbesondere im österreichischen Handel – wie gehen Sie damit um?

Andres: Die Handelskonzentration in Österreich ist sicherlich eine Herausforderung für jeden Produzenten, aber wir sind ja schon einige Jahre am Markt und sehen uns dieser Marktbesonderheit nicht erst seit kurzem gegenüber. Ich denke, mit konsequenter Markenführung, Innovation und Nachhaltigkeit schaffen wir es, für den Handel ein guter und verlässlicher Partner zu sein, um die Konsumentenwünsche bestmöglich zu erfüllen. Mit einer Exportquote von 60 Prozent, eigenen Manner Geschäften in Österreich und der Nutzung alternativer Vertriebskanäle sind wir davon überzeugt, für die Herausforderungen des Marktes gewappnet zu sein.

Wie sehen Sie die Situation in Ihrer Branche – welche Themen und Probleme bewegen Sie?

Andres: Rohstoffpreise und die Verfügbarkeiten von Rohstoffen sind bei Manner ein „Dauerthema“, aber auch Themen wie die aktuelle Zuckerdiskussion verfolgen wir aufmerksam.

Was halten Sie von Ansätzen wie Zucker- und Fettsteuern oder Werbeverboten? Sind das Ansätze, die Ihrer Meinung nach gesellschaftliche Probleme wie Adipositas – meist im Zusammenhang mit mangelnder Bewegung – lösen können?

Andres: Eine Zuckersteuer erachten wir nicht als sinnvoll. Es ist wichtig, Konsumentinnen und Konsumenten den richtigen Umgang mit Lebensmitteln und Ernährung aufzuzeigen und einen gesunden Lebensstil mit sportlichen Aktivitäten in den Fokus zu stellen. Wir haben keinen versteckten Zucker oder kommunizieren unsere Süßware auch nicht als besonders „gesund“. Wir sind noch immer eine Süßigkeit oder „Nascherei“, und das schmeckt nicht ohne Zucker.

Wien und Manner sind starke Marken, die eng verbunden sind.

Porträt von Hans Peter Andres, Vorstand bei Manner.

Hans Peter Andres, Manner Vorstand

Wie ist Ihre Reaktion als Unternehmen auf gesellschaftliche Trends wie vegan oder vegetarisch, glutenfrei beziehungsweise generell „free from ...“?

Andres: Trends berücksichtigen wir natürlich in unserer Produktentwicklung, springen aber nicht auf jeden Zug auf, der gerade „in“ ist. Unsere Mannerschnitte etwa ist schon seit ihrer Erfindung vegan. Das loben wir jetzt verstärkt aus, zum Beispiel mit dem Vegan-Logo oder einer Printkampagne mit dem Slogan „Schon vegan, bevor man wusste, was das ist“. Unsere Vollkornschnitte ist so ein Trend der Zeit. Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal versucht, die Vollkornschnitte zu lancieren, aber ohne Erfolg. 2011 haben wir dann erneut die Manner Vollkornschnitte gelauncht mit veränderter Rezeptur. Mit 100 Prozent Vollkorn und 30 Prozent weniger Zucker als der Klassiker liegt die etwas dunklere Schnitte durch perfekte Ausgewogenheit und Geschmack im Trend der Zeit und schaffte es auf Platz 2 hinter dem Original.

Wie wird in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen?

Andres: Nachhaltigkeit ist für uns mehr als nur ein zeitgemäßes Schlagwort – Manner lebt diese seit über 125 Jahren. Selbst die Firmengründung 1890 lag einem gesellschaftlichen Aspekt zugrunde. Josef Manner war mit der Qualität der Schokolade der damaligen Zeit nicht zufrieden und hatte den Gedanken, sie selbst zu produzieren: „Jedes Kind, das einen Kreuzer für meine Sachen ausgibt“, so seine Philosophie, „soll dafür nicht bloß eine Nascherei, sondern auch ein wertvolles Nahrungsmittel haben.“ Qualität war somit der Eckpfeiler des Unternehmens und daran hat sich bis heute nichts geändert. Manner ist seit 2015 Mitglied bei respACT, der führenden Unternehmensplattform für CSR und nachhaltige Entwicklung in Österreich. Lehrlingsausbildung, kulturelles Sponsoring, Kooperation mit SOS Kinderdorf, Fit2Work, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen in der Produktion, FAIRTRADE, UTZ, RSPO sind nur einige Initiativen von Manner.

Welchen Stellenwert haben Innovation und Qualitätsmanagement in Ihrem Unternehmen?

Andres: Unser Leitbild ist geprägt von den Begriffen „Sicherheit“, „Qualität“ und „Leistung“ – und wir leben diese Philosophie – und zwar genau in dieser Reihenfolge. Sicherheit verstehen wir als aktiven Arbeitnehmerschutz, aber selbstverständlich auch als die uneingeschränkte Sicherheit unserer Produkte. Kein unsicheres Produkt darf unser Haus verlassen. Dazu werden zum Beispiel alle Rohstoffe bei der Anlieferung im betriebseigenen Labor einer eingehenden Prüfung unterzogen, und selbstverständlich werden auch während der laufenden Produktion wiederkehrend Kontrollen durchgeführt. Die kontinuierliche Verbesserung unserer Qualitätsstandards gehört zu den Grundpfeilern des Unternehmenserfolges. Manner ist seit vielen Jahren nach dem Qualitätsstandard IFS (International Food Standard) zertifiziert und agiert somit auf sehr hohem Qualitätsniveau.

Was ist Ihr Lieblingsessen?

Andres: Wiener Schnitzel – aber nur das von meiner Frau. Handgemachte Gnocchi, Kartoffelpüree und Mannerschnitten als Dessert.

Weitere Informationen zum Unternehmen: manner.com

Über Hans Peter Andres

Komm.-Rat Mag. Dr. Hans Peter Andres absolvierte das Studium der Betriebswirtschaft an der WU Wien und begann danach mit Praktika in Rohstoffhandelsunternehmen in Europa. 1987 trat er in den Familienbetrieb Josef Manner & Comp. AG ein und wurde Einkaufsleiter. Ab 1990 leitete er das Produktionswerk in Wien. Zum Vorstandsdirektor wurde er 1992 bestellt. Hans Peter Andres ist Vorsitzender der Fachvertretung Nahrungs- und Genussmittelindustrie in der Wirtschaftskammer Wien, Vizepräsident des Verbands der Süßwarenindustrie Österreich sowie Mitglied des Ausschusses des Fachverbands der Lebensmittelindustrie.

  • Dieses Interview ist die gekürzte Version eines Beitrags aus der Zeitschrift „Die Ernährung“, Volume 41, 6/2017. Die sechs Mal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: www.ernaehrung-nutrition.at.
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