Foto: Mars Austria / Sebastian Philipp
Herr de Jong, Sie haben die Strategie „Cocoa for Generations“ entwickelt, um eine nachhaltige Kakao-Lieferkette zu definieren. Wie sieht das im Detail aus?
Hendrik de Jong: Mars investiert über eine Milliarde US-Dollar in die Modernisierung der Kakao-Lieferkette. Im Mittelpunkt des 2018 vorgestellten Plans stehen drei zentrale Anliegen: der Schutz von Kindern, der Erhalt von (Regen-)Wäldern und die Erhöhung der Einkommen der Kakaobäuerinnen und -bauern. Jedes Jahr publiziert Mars die Fortschritte.
Der Rohstoff Kakao ist eine der wichtigsten Zutaten für Mars als Schokoladenmarke sowie Lebensgrundlage für 350.000 Kakaobauern in unserer globalen Lieferkette. Mit der „Cocoa for Generations“-Strategie setzt sich Mars klare Ziele. Wir wollen bis 2025 nur noch Kakao beziehen, der zu 100 Prozent nachhaltig und rückverfolgbar ist – und das Einkommen sowie den Lebensstandard der Kakaobauern und ihrer Familien verbessern. Zusätzlich ist der Erhalt der Wälder einer der Schwerpunkte des „Responsible Cacao“-Programms von Mars. Hier ist unser erklärtes Ziel – ebenfalls bereits bis 2025 –, eine abholzungsfreie Lieferkette für den gesamten von Mars bezogenen Kakao.
Welche Ziele verfolgt der globale Sustainability Plan von Mars?
De Jong: Wir haben uns zum Ziel gesetzt, unsere Geschäfte heute so zu machen, dass wir morgen eine positive Kraft für die Menschen und den Planeten sein können. Unser „Sustainable in a Generation Plan“ bildet den Rahmen für unsere drei miteinander verbundenen Bereiche für zielgerichtetes Wachstum – Healthy Planet, Thriving People und Nourishing Wellbeing. Das bedeutet unter anderem: Wir reduzieren unsere Umweltauswirkungen im Einklang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, wir verbessern das Einkommen der Landwirtinnen und Landwirte in unseren Lieferketten und wir setzen uns für verantwortungsvolles Marketing ein.
Dafür investiert Mars eine Milliarde Dollar sowie eine weitere Milliarde in den „Cocoa for Generations“-Plan. Das Unternehmen verpflichtet sich zu Science Based Targets (SBTi), um bis 2050 in der gesamten Wertschöpfungskette Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen. Das Zwischenziel sind minus 42 Prozent CO2-Emissionen in den direkt von Mars beeinflussbaren Prozessen.
Welchen Aspekt davon halten Sie persönlich für besonders wichtig?
De Jong: Mir gefällt der ganzheitliche Ansatz unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Wir konzentrieren uns zum Beispiel nicht nur auf die Reduktion unseres CO2-Fußabdrucks, sondern sorgen auch dafür, dass sich die Menschen, die in unseren Lieferketten arbeiten, entfalten können. Am Ende des Tages hängt alles miteinander zusammen und wir können als Gesellschaft nur erfolgreich sein, wenn alle Bereiche im Einklang stehen.
Mir gefällt der ganzheitliche Ansatz unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Am Ende des Tages hängt alles miteinander zusammen und wir können als Gesellschaft nur erfolgreich sein, wenn alle Bereiche im Einklang stehen.
Hendrik de Jong, Geschäftsführer der Mars Austria OG
Welche Folgen haben die Verwerfungen bei Rohstoffen und Lieferketten durch den Krieg in der Ukraine? Was ist zu tun?
De Jong: Die anhaltenden Herausforderungen mit der entsprechenden Kostendynamik bei Rohstoffen, Energie, Verpackung und Transport betreffen die gesamte Wertschöpfungskette und sind für alle Marktteilnehmenden wahrnehmbar. Es müssen alle an einem Strang ziehen, um diese Krise zu bewältigen.
Welche Strategiebereiche verfolgt Mars generell?
De Jong: Seit mehr als einem Jahrhundert wird Mars von der Überzeugung angetrieben, dass „die Welt, die wir uns morgen wünschen, damit beginnt, wie wir heute Geschäfte machen“. Heute verändert und entwickelt sich Mars auf eine Art und Weise, die das Engagement des Familienunternehmens für einen positiven Einfluss auf die Umwelt unterstreicht. Mit einem vielfältigen und wachsenden Portfolio von Süßwaren, Lebensmitteln sowie Produkten und Dienstleistungen für Haustiere erwirtschaften 133.000 engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit einen Jahresumsatz von 40 Milliarden US-Dollar.
Und in Österreich? Gibt es hier spezielle Ansätze?
De Jong: Als Teil eines Familienunternehmens bietet Mars Österreich den Konsumentinnen und Konsumenten seit über 50 Jahren starke Qualitätsmarken, denen sie vertrauen, und die einen Mehrwert bringen. Dazu kommen Innovationen, die überraschen und Menschen und Haustieren glückliche Momente ermöglichen. Unsere Marken unterteilen wir in die Bereiche Süßwaren, Tiernahrung und Nährmittel, in denen wir zum großen Teil auch Marktführer sind. Mit unseren karitativen Kooperationen wie mit der Caritas Österreich oder der Stiftung Kindertraum leben wir unser Versprechen, eine bessere Welt für morgen zu gestalten, indem wir heute die Gemeinschaft unterstützen.
Als Teil eines Familienunternehmens bietet Mars Österreich den Konsumentinnen und Konsumenten seit über 50 Jahren starke Qualitätsmarken, denen sie vertrauen, und die einen Mehrwert bringen.
Hendrik de Jong, Geschäftsführer der Mars Austria OG
Wie sehen Sie die zunehmenden Ansätze zur Regulierung von Lebensbereichen, speziell im Hinblick auf Lebensmittel (zum Beispiel für Zucker, Fett und Salz)?
De Jong: Mars unterstützt die Empfehlungen der weltweit führenden Gesundheitsbehörden in Bezug auf den Zuckerkonsum. Wir haben eine Reihe von Marketing-, Kennzeichnungs- und Portionsgrößenverpflichtungen eingeführt, um die Verbraucherinnen und Verbraucher dabei zu unterstützen, ihre Aufnahme von zugesetztem Zucker auf höchstens 10 Prozent der täglichen Kalorien zu beschränken. Die Ursachen von Fettleibigkeit und ernährungsbedingten Krankheiten sind vielschichtig. Daher befürworten wir umfassende Maßnahmen, bei denen alle Elemente zusammenwirken, um die öffentliche Gesundheit zu fördern und zu verbessern.
Immer wieder gibt es Diskussionen über mögliche Verbote für Werbung an Kinder für bestimmte Lebensmittel. Wie sehen Sie diese Diskussionen?
De Jong: Bei Mars blicken wir auf eine lange Geschichte der verantwortungsvollen Vermarktung unserer Produkte zurück. Wir gehen beispielsweise aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse davon aus, dass Kinder nicht in der Lage sind, die persuasive Absicht von Werbung zu erkennen und zu verstehen. Mit unserem Bekenntnis, keine Werbung an Kinder unter 13 Jahren zu vermarkten, sind unsere eigenen Richtlinien strenger als jene in vielen Ländern, in denen wir Geschäft betreiben.
Könnte eine verstärkte Ernährungsbildung helfen, dass die Menschen einen besseren Zugang zum Thema Ernährung entwickeln?
De Jong: Eine verstärkte Ernährungsbildung kann ein wichtiger Teil eines Maßnahmenpakets sein. Daher sind wir auch überzeugt von unserem Engagement im forum. ernährung heute, welches sich in der Ernährungsdiskussion als wissenschaftlich basierte Kommunikationsplattform zur besseren Information versteht und allgemein verständlich aufklären möchte.
Die österreichische Politik plant eine verpflichtende nationale Herkunftskennzeichnung. Wie stehen Sie aus Sicht eines internationalen Unternehmens zu solchen Vorhaben?
De Jong: Wir alle müssen Maßnahmen ergreifen, um die Missstände in den globalen Lieferketten zu beheben und den Verbraucherinnen und Verbrauchern größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Wir bauen auf das geltende EU-Recht und die von der EU gesetzten Maßnahmen hinsichtlich der Herkunftskennzeichnung, die faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmenden schaffen sollen.
Wir bauen auf das geltende EU-Recht und die von der EU gesetzten Maßnahmen hinsichtlich der Herkunftskennzeichnung, die faire Rahmenbedingungen für alle Marktteilnehmenden schaffen sollen.
Hendrik de Jong, Geschäftsführer der Mars Austria OG
Wie wird sich das Produktportfolio aus Ihrer Sicht weiterentwickeln? Wo sehen Sie die größten Potenziale?
De Jong: Das Konsumverhalten hat sich während der Covid-19-Pandemie deutlich geändert. Diese Veränderungen halten weiter an und bieten Chancen für unser Produktportfolio. Bei Eiscreme und Schokolade bieten wir Packungsformate für den Konsum zu Hause und zum Teilen im Freundeskreis und mit der Familie an. Für Kaugummi ergeben sich neue Verzehranlässe – zum Beispiel im Homeoffice oder beim Lernen zu Hause. Es wird wieder vermehrt gemeinsam gekocht. Das heißt, auch die Ben’s Original Reisprodukte erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie bequeme, aber ausgewogene Mahlzeiten ermöglichen.
Wie zufrieden sind Sie generell mit dem Standort Österreich?
De Jong: Österreich ist ein großartiger Standort. Es ist ein Markt mit höchster Lebensqualität, einer hochentwickelten Infrastruktur und einer überdurchschnittlichen Kaufkraft. Dazu kommen zahlreiche weitere Vorzüge wie zum Beispiel ein großer Pool an hochqualifizierten Arbeitskräften. Darüber hinaus liegt es geografisch günstig zentral in Europa. Aus unternehmerischer Sicht bietet Österreich alles, um erfolgreich zu wirtschaften.
Was ist Ihr Lieblingsessen?
De Jong: Ich persönlich bevorzuge, wann immer möglich, frisch gekochtes Essen. In Österreich gehört dazu traditionell ein gutes Wiener Schnitzel mit Ben’s Original Reis. Wenn es mal schnell gehen muss, dann greife auch ich gerne zu unserem Ben’s Original Express Reis, der in zwei Minuten fertig zubereitet ist. Zum Nachtisch nehme ich aktuell gerne einen unserer leckeren Eiscremeriegel der Sorten Mars, Snickers oder Bounty, die seit einiger Zeit auch vielen anderen Konsumentinnen und Konsumenten in Österreich erfrischende Glücksmomente bescheren.
Weitere Informationen zum Unternehmen: mars.at.
Hendrik de Jong hat sein Studium der Betriebswirtschaft an der Universität Bamberg in Deutschland absolviert. Seine berufliche Laufbahn in der Lebensmittelindustrie begann er als Key Account Manager bei Coca-Cola Germany. Weitere Stationen führten ihn als Sales Director zu HARIBO Germany, bevor er Sales Director und dann Geschäftsführer von Mars Austria wurde. Hendrik de Jong ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Zu seinen Hobbys zählen Tennis, Joggen und Skifahren.
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