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„Frei von“-Lebensmittel ohne Gluten oder Laktose sind für alle Konsumentinnen und Konsumenten die gesündere Wahl, Frischgemüse aus dem Supermarkt ist vitaminreicher als Tiefgekühltes und von der Mikrowelle lässt man am besten die Finger weg? Was wirklich dran ist, erfahren Sie hier.
Eine Auswahl an glutenfreien Lebensmitteln: Ein Verzicht auf Gluten ist nicht für alle Verbraucherinnen und Verbraucher förderlich. Foto: anaumenko / Adobe Stock
Das stimmt so nicht. Ob gluten- oder laktosefrei: Eine Ernährung mit „Frei von“-Produkten ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht nur für bestimmte Verbraucherinnen und Verbraucher von Vorteil. Glutenfreie Lebensmittel sind für jene Menschen empfohlen, die unter der Krankheit Zöliakie leiden und somit ein Eiweiß (Gluten) nicht vertragen, welches in bestimmten Getreidesorten wie Weizen natürlich vorkommt. Auch bei einer Weizenallergie kann der Verzicht auf Gluten sinnvoll sein. Liegen diese Erkrankungen nicht vor, können in der Regel individuelle Mengen an weizenhaltigen Lebensmitteln vertragen werden.
Ähnlich verhält es sich bei laktosefreien Produkten: Menschen mit Laktoseintoleranz, die also den in der Milch natürlich enthaltenen Zucker (Laktose) nicht vertragen, profitieren von laktosefreien Alternativen. Das sind zwischen 10 und 20 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Personen ohne Laktoseunverträglichkeit können keinen zusätzlichen Nutzen daraus ziehen. Für gesunde Menschen gilt daher: Eine ausgewogene Ernährung mit vielfältigen Lebensmitteln ist wesentlich sinnvoller, als pauschal auf bestimmte Zutaten oder Inhaltsstoffe zu verzichten.
Verschiedenste rohe Gemüsesorten auf einem Tisch: Dass rohes Gemüse gesünder ist als gegartes, stimmt nicht. Foto: AnaBGD / iStock
Diese Behauptung ist nicht richtig. Manche Vitamine gehen beim Kochen von Gemüse ins Kochwasser über und sind beim Verzehr nur mehr in geringerem Ausmaß vorhanden. Andere Inhaltsstoffe sind erst nach dem Kochen richtig gut verwertbar und bringen im rohen Zustand nur einen Bruchteil an gesundheitlichen Effekten. Durch das Erhitzen können sich etwa die Gehalte von wasserlöslichen Vitaminen wie Vitamin C, B1 und B2, aber auch Niacin und Folsäure – je nach Zubereitungsart und Kochdauer des Lebensmittels – um bis zu 50 Prozent reduzieren. Anders ist das zum Beispiel mit Lycopin, dem roten Pflanzenfarbstoff, der unter anderem in der Tomate vorkommt. Er wird besser aus erhitzten Paradeisern aufgenommen – beispielsweise in Tomatensauce oder Tomatenpaste. Für einen vitaminreichen Gemüsegenuss empfiehlt es sich daher, nicht nur viele verschiedene Gemüsesorten zu essen, sondern diese sowohl roh als auch in unterschiedlichen Garstufen zuzubereiten. Einfach bunt eben!
Bio wird oftmals mit gesund gleichgesetzt: Nicht-Bio-Lebensmittel sind in puncto Vitamin- und Mineralstoffgehalt jedoch nicht zwingend schlechter als Bio-Produkte. Foto: masaltof / iStock
Der Hinweis „bio“ gibt keine Auskunft über den gesundheitlichen Nutzen eines Lebensmittels, sondern informiert über dessen Produktionsweise. Die Herstellung von Bio-Lebensmitteln ist EU-weit streng geregelt und erfolgt nach festgelegten Kriterien. So ist in der Bio-Landwirtschaft etwa der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bei Obst und Gemüse eingeschränkt oder die Haltungsfläche bei Nutztieren größer ausgestaltet als in der konventionellen Erzeugung. Ob Bio-Lebensmittel mehr Vitamine und Nährstoffe enthalten, ist nicht belegt. Wer sich gesund ernähren möchte, sollte daher vielmehr darauf achten, abwechslungsreich und ausgewogen zu essen und zu trinken. Denn über den Vitamingehalt im Essen entscheiden in erster Linie die Sortenwahl, der Reifegrad, die Lagerungsdauer und die Zubereitung – unabhängig von der Art des Anbaus.
Eine Vielfalt an tiefgekühltem Gemüse: Entgegen dem weit verbreiteten Mythos bleiben Vitamine beim Tiefkühlgemüse besser erhalten als bei frischem Gemüse, das länger gelagert wurde. Foto: BravissimoS / iStock
Nein – diese Behauptung ist falsch. Denn: Beim Tiefkühlgemüse bleiben Vitamine besser erhalten als bei frischem Gemüse, das mehrere Tage im Supermarktregal oder im Kühlschrank liegt. Vom Feld bis in die Tiefkühlpackung brauchen Erbsen beispielsweise nur wenige Stunden. Im Vergleich dazu ist nur die frische Ernte direkt aus dem eigenen Garten reichhaltiger. Allerdings sollte Tiefkühlgemüse nur wenige Monate im Gefrierschrank aufbewahrt werden, da der Vitaminverlust bei längerer Lagerung steigt. Aber auch wenn Vitamine verloren gehen: Mineralstoffe, Spurenelemente, Fett, Eiweiß, Kohlenhydrate und Ballaststoffe bleiben erhalten.
Die Mikrowelle ist ein beliebtes Haushaltsgerät: Beim Auftauen von Tiefkühlkost in der Mikrowelle werden Nährstoffe durch die kurze Auftauzeit geschützt. Foto: Maximkostenko / iStock
Nein. Denn zahlreiche Untersuchungen zeigen: Der Nährwert verhält sich beim Zubereiten von Speisen mit der Mikrowelle ähnlich wie bei konventionellen Kochmethoden. Beim Auftauen von Tiefkühlkost in der Mikrowelle werden Nährstoffe durch die kurze Auftauzeit sogar geschützt. Auch beim Aufwärmen einzelner Portionen in der Mikrowelle gehen weniger Inhaltsstoffe verloren als beim Erwärmen am normalen Herd. Ein Beispiel: Durch das Kochen in Wasser bei 100 Grad können 50 bis 70 Prozent des Vitamin C-Gehalts eines Lebensmittels verloren gehen, beim Kochen in der Mikrowelle beträgt der Verlust nur 10 bis 20 Prozent. Aber hier wie da gilt: Achten Sie auf eine schonende Zubereitung – durch kurze Garzeiten, niedrige Temperaturen und wenig bis keine zusätzliche Flüssigkeit bleiben mehr Nährstoffe erhalten.
Wie sich die Verarbeitung von Lebensmitteln auf deren Vitamin- und Mineralstoffgehalt auswirkt und ob sich der Nährwert durch bestimmte Verarbeitungsschritte verändern kann, erfahren Sie im Beitrag „Hochverarbeitete“ Lebensmittel im Faktencheck.
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