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Zucker ist ein reines Naturprodukt und trägt als Kohlenhydrat zur Energieversorgung des Körpers bei. Dennoch ranken sich viele Mythen rund um Zucker. „Österreich isst informiert“ erklärt, was es damit auf sich hat.
Immer wieder liest man davon, dass Zucker in Lebensmitteln „versteckt“ sei. Das ist nicht richtig. Verbraucherinnen und Verbraucher können sich mit der Kennzeichnung am Etikett verpackter Lebensmittel über den Zuckergehalt und die Art der Süßung informieren. Dafür stehen ihnen die Zutatenliste und die Nährwertkennzeichnung offen:
In der modernen Gesellschaft sind Übergewicht und Adipositas häufig anzutreffen. Laut dem Österreichischen Ernährungsbericht von 2017 sind 41 Prozent der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen (57 Prozent sind normalgewichtig, 2 Prozent untergewichtig). Für die Entstehung von Übergewicht ist nicht ein einzelnes Lebensmittel wie Zucker entscheidend. Vielmehr ist eine Kombination unterschiedlicher Faktoren dafür verantwortlich – insbesondere einseitige, oft zu energiereiche Ernährung, kombiniert mit zu wenig Bewegung.
Im Volksmund wird Diabetes gern als „Zuckerkrankheit“ bezeichnet. Das leitet sich von einem Hauptsymptom ab: Bei Diabetes lässt sich in Blut und Urin Glukose, also Zucker, nachweisen. Laut der International Diabetes Federation sind die Risikofaktoren für Diabetes mellitus Typ 2 vielfältig. Dazu zählen – neben der Ernährung, Übergewicht, Adipositas und ernährungsbedingten Erkrankungen wie Bluthochdruck – vor allem Bewegungsmangel sowie soziale, psychologische und genetische Faktoren. Zucker als solcher macht nicht „zuckerkrank“.
Die Entstehung von Übergewicht wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, darunter auch die Ernährung. Dabei ist die Kalorienbilanz ausschlaggebend: Wer auf Dauer mehr isst und trinkt, als der Körper verbraucht, nimmt zu. Zucker trägt zur Kalorienaufnahme ebenso bei wie der Verzehr anderer Kohlenhydrate, Fette oder Eiweiße. Hier spielt vor allem der Lebensstil wesentlich hinein. Entscheidend sind freilich die Ernährungsgewohnheiten, aber auch ausreichende Bewegung und körperliche Aktivität.
Die Österreichischen Ernährungsberichte der vergangenen Jahre zeigen, dass die tägliche Energieaufnahme relativ unverändert bei etwa 2.000 Kalorien (kcal) liegt. Laut dem letzten Bericht von 2017 nehmen Frauen durchschnittlich 1.815 kcal und Männer rund 2.453 kcal zu sich. Während die tägliche Kalorienzufuhr also nahezu gleich bleibt, bewegen sich die Menschen immer weniger.
Seit Jahren nimmt der Zuckerverzehr kontinuierlich ab. Laut Statistik Austria ist der jährliche Zuckerverbrauch der Österreicherinnen und Österreicher pro Kopf von 1994 bis zum Jahr 2017 konstant zurückgegangen: von 41 auf rund 34 Kilogramm pro Jahr.
Laut dem Österreichischen Ernährungsbericht für 2017 nehmen wir knapp 45 Prozent der Gesamtenergie über Kohlenhydrate zu uns. Der Anteil von freien Zuckern an dieser Menge beläuft sich bei Männern auf 16 und bei Frauen auf 17 Energieprozent. Damit liegt die Zuckeraufnahme über dem Richtwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese empfiehlt, nicht mehr als 10 Energieprozent pro Tag über „freie Zucker“ aufzunehmen. Dieser Begriff umfasst sowohl Zucker, der von Natur aus in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten enthalten ist, als auch alle Zuckerarten, die Lebensmitteln zugefügt werden. Ausgenommen sind natürlich vorkommende Zucker in Obst, Gemüse oder Milchprodukten.
Dass Menschen eine grundsätzliche Vorliebe für einen süßen Geschmack haben, ist genetisch bedingt. Diese Präferenz hat das Überleben der Menschheit gesichert. Eine „Zuckersucht" gibt es hingegen nicht. Für Suchtmittel wurden von der Weltgesundheitsorganisation WHO klare internationale Kriterien festgesetzt (ICD-10 Systematik – International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems). Anders als etwa Opiate, Kokain oder Tranquilizer ist Zucker eindeutig keine Substanz mit Suchtpotenzial. Die Meinung, Zucker sei eine „Droge“ oder mache abhängig, ist daher falsch.
Die Bekämpfung von Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes betrifft die gesamte Gesellschaft. Die Lebensmittelindustrie nimmt ihre Verantwortung sehr ernst. Die Unternehmen stellen umfassende Informationen über Inhaltsstoffe und Eigenschaften von Lebensmitteln zur Verfügung und bieten den Konsumentinnen und Konsumenten ein breites Produktangebot auch an kalorienreduzierten oder kalorienfreien Lebensmitteln. Diese können aus verschiedensten Rezepturen – von traditionell über light bis zu „free from“ – in unterschiedlichen Packungsgrößen und Zubereitungsformen wählen.
Konsumentinnen und Konsumenten steht eine Vielzahl an Produkten zur Verfügung. Manche tragen Aufschriften wie „zuckerfrei“, „zuckerarm“, zuckerreduziert“ oder „ohne Zuckerzusatz“. Aber was steckt dahinter? Die europäische Health-Claims-Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 regelt, unter welchen Voraussetzungen nährwert- oder gesundheitsbezogene Angaben auf Lebensmitteln gemacht werden dürfen. Die Definitionen lauten wie folgt:
Wenn ein Lebensmittel eine dieser Angaben trägt, bedeutet das nicht automatisch, dass das Lebensmittel weniger Kalorien hat als ein Vergleichsprodukt. Denn auch andere Inhaltsstoffe liefern Kalorien – insbesondere Fette, andere Kohlenhydrate und Eiweiße. Daher ist es immer wichtig, die gesamte Nährwerttabelle mit allen Inhaltsstoffen zu vergleichen.
Tipps & Service
Lebensmittelzusatzstoffe sind technische Helfer bei der Herstellung und tauchen als „E-Nummern“ oder mit ihren Namen in der Zutatenliste auf der Verpackung auf. Lesen Sie hier, was diese Stoffe ausmacht und wer ihre Sicherheit überprüft.
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