Foto: HARIBO GmbH
Welche Entwicklungen sehen Sie in der Süßwarenindustrie allgemein und bei Haribo im Speziellen?
Christoph Panuschka: Kerntrends sind sicherlich vegane und zuckerreduzierte Produkte. Darüber hinaus sehen wir auch neue Produkte, die bis dato unbekannte Geschmacksverbindungen im Bekannten schaffen. So wie beispielsweise unsere neuen Haribo-Milchbären im Fruchtgummisegment Milch und Frucht zusammenführen oder unsere Bärchen-Pärchen, die süß und sauer vereinen.
Welche Bedeutung hat der Export in Ihrem Unternehmen? Wie sieht es in der Süßwarenindustrie generell aus?
Panuschka: Mehr als 60 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Export. Der Export verleiht uns einerseits kritische Masse, was Kapazitätsauslastung und die Größe der Organisation angeht. Andererseits bieten die Märkte außerhalb Österreichs, in die wir exportieren, attraktive Wachstumschancen aufgrund des dort meist recht niedrigen Pro-Kopf-Verzehrs. Dies sollte mehr oder weniger für alle in Österreich produzierenden Süßwarenhersteller gelten.
Immer wieder wird Zucker als alleiniger Verursacher von Adipositas angeprangert. Auch eine Zuckersteuer – zumindest in alkoholfreien Erfrischungsgetränken – wird in Großbritannien diskutiert. Wie reagieren Sie auf die Diskussionen?
Panuschka: Ich stehe hier voll hinter den Meinungen des österreichischen Fachverbands der Lebensmittelindustrie und des forum. ernährung heute. Keine seriöse wissenschaftliche Studie belegt, dass Zucker der alleinige Verursacher von Adipositas ist. Wir machen alle auch zu wenig körperliche Anstrengung und Bewegung.
Keine seriöse wissenschaftliche Studie belegt, dass Zucker der alleinige Verursacher von Adipositas ist. Wir machen alle auch zu wenig körperliche Anstrengung und Bewegung.
Christoph Panuschka, Geschäftsführer der HARIBO GmbH
Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht Innovationen?
Panuschka: Produktinnovationen, vor allem solche, die Freude aufgrund neuer Geschmackserlebnisse bereiten, sind bei uns im „Haribo-Blut“. Sie helfen uns, die Welt ein wenig froher und bunter zu machen und sichern den Fortbestand des Unternehmens in einem zunehmend wettbewerbsintensiveren Umfeld.
Wie sehen Sie Ernährungstrends wie Veganismus – gerade Gummibären und Gelatine werden da immer wieder als Thema genannt?
Panuschka: Ähnlich wie Millionen Menschen regelmäßig Fleisch essen, hat auch die überwiegende Mehrheit unserer Konsumentinnen und Konsumenten nichts dagegen, Produkte zu konsumieren, deren Inhaltsstoffe teilweise einen tierischen Ursprung haben. Zudem führt der Einsatz von Gelatine zu der typischen und von Millionen Verbraucherinnen und Verbrauchern geliebten Konsistenz der unterschiedlichen Haribo-Produkte. Losgelöst davon setzt Haribo aber schon heute vegetarische Ersatzstoffe für Gelatine wie Pektin, Stärke oder Agar-Agar bei der Herstellung der Produkte ein.
Haribo als internationales Unternehmen produziert auch noch in Österreich. Welche Vorteile hat der Standort Österreich aus Ihrer Sicht?
Panuschka: Einer der Vorteile des Standorts Österreich, zu dem auch Haribo sehr gerne beiträgt, ist unser Lehrlingsausbildungssystem. Wir bieten den jungen Leuten eine gute Ausbildung und profitieren selbst von einem engagierten und professionellen Mitarbeiternachwuchs. Ein weiterer Vorteil ist sicherlich die historische Nähe zu Osteuropa, die es kulturell und auf der Beziehungsebene erleichtert, erfolgreich Geschäfte zu machen. Hier muss man nur aufpassen, dass die zunehmende Internationalisierung und Globalisierung diesen historischen Vorteil nicht obsolet macht, sofern man diesen nicht strategisch seitens der Politik angeht. Ein wichtiger Vorteil ist auch unsere soziale Umgangsweise in der Wirtschaft.
Und welche Nachteile bringt Ihres Erachtens der Standort Österreich? Was würden Sie sich von der Politik hierzulande wünschen?
Panuschka: Hier braucht man nur ein paar allseits bekannte Missstände in Österreich anzuführen, die meiner Meinung nach von unseren Politikern schnellstens verbessert werden müssen. Denn wir sehen ja jetzt schon, dass der Standort Österreich massiv leidet: etwa unter zu viel Bürokratie und Reglement. Wir brauchen flexiblere Arbeitszeiten, weniger Steuern auf Arbeit, mehr Steuern auf Finanzgewinne und so weiter.
Einer der Vorteile des Standorts Österreich, zu dem auch Haribo sehr gerne beiträgt, ist unser Lehrlingsausbildungssystem. Wir bieten den jungen Leuten eine gute Ausbildung und profitieren selbst von einem engagierten und professionellen Mitarbeiternachwuchs.
Christoph Panuschka, Geschäftsführer der HARIBO GmbH
Wie wird in Ihrem Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgegangen?
Panuschka: Nachhaltigkeit und Verantwortung sind sehr relevante Teile der Haribo-Unternehmensphilosophie und in der Praxis fest verankert. Nachhaltigkeit bedeutet für die gesamte Haribo-Unternehmensgruppe, verantwortungsvoll zu handeln und zu wirtschaften.
Essen Sie privat auch gerne Süßigkeiten? Was sind Ihre Lieblingsgerichte?
Panuschka: Ich bin seit meiner Kindheit ein Süßwaren-Fan. Fruchtgummi-Produkte esse ich seit 1984, als wir bei Panuli die erste Fruchtgummi-Gießanlage aufstellten. Heute bei Haribo schmecken sie mir immer noch, obwohl ich teilweise „beruflich“ bei Verkostungen schnell rund 250 Gramm verdrücke! Meine Lieblingsgerichte sind mediterraner Art, vor allem Fischgerichte, zum Beispiel Fische „al forno“. Bei den österreichischen Gerichten muss ich bei einem guten steirischen Wurzelfleisch darauf achten, nicht zu viel zu essen.
Weitere Informationen zum Unternehmen: haribo.at
Ing. Christoph Josef Panuschka ist Geschäftsführer für die Bereiche Produktion, Technik, Einkauf und Entwicklung bei der HARIBO GmbH in Linz. Der gelernte Maschinenbauer arbeitet seit 1988 für HARIBO. Zuvor war er bei der Panuli Bonbons GmbH tätig. Seit 2000 ist Panuschka Obmann des Süßwarenverbandes und Mitglied des Ausschusses des Fachverbands der Lebensmittelindustrie.