Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz Österreich, im Interview.

Foto: Elisabeth Hülsmann

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Mondelēz: Nachhaltigkeit ist ein Megatrend

Über die Erfolgs­geschichte von Milka, Nachhaltigkeit und Wellbeing sowie das heimische Snacking-Verhalten: Elisabeth Hülsmann, neue Managing Director von Mondelēz Österreich, im Gespräch mit der Zeitschrift DIE ERNÄHRUNG.

Mondelēz hat weltweit Produktionsstandorte und rund 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie haben Sie im Unternehmen die Coronakrise bisher erlebt?

Elisabeth Hülsmann: In dieser herausfordernden Zeit konzentrieren wir uns stets auf die Sicherheit und Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen und darauf, unsere Handelspartner bestmöglich zu bedienen. Als Unternehmen der kritischen Infrastruktur sind wir stolz darauf, täglich unseren Beitrag zu leisten. Sei es in unseren Werken, die unter höchsten Sicherheitsauflagen produzieren, oder mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Außendienst, die im Handel auch als „helfende Hände“ unterstützen.

Sind für Sie Änderungen bei den Umsätzen bemerkbar? Was hat sich durch Lockdowns und Homeoffice für Ihre Produktpalette verändert?

Hülsmann: Seit Beginn der Coronapandemie ist eine deutliche Veränderung des Snacking-Verhaltens zu verzeichnen. Ausnahmesituationen verlangen einen neuen Alltag, und damit verändert sich das Essverhalten. Ein Stück Schokolade schenkt Vertrautheit, bietet ein Ritual und ist häufig auch Nervennahrung in schwierigen Zeiten. Das bestätigte auch unsere zweite State-of-Snacking-Studie, die wir im November letzten Jahres durchgeführt haben.

Und Konsumentinnen und Konsumenten greifen zu vertrauten und bekannten Marken – da liegt also der Griff zu einer Tafel Milka-Schokolade besonders nahe. Daher sehen wir einen Trend zu Produkten, die für den eigenen Verzehr gekauft werden, wohingegen Geschenke weniger relevant waren. Global konnten wir im Jahr 2020 ein Umsatzwachstum von 3 Prozent verzeichnen.

Ein Stück Schokolade schenkt Vertrautheit, bietet ein Ritual und ist häufig auch Nervennahrung in schwierigen Zeiten. Das bestätigte auch unsere zweite State-of-Snacking-Studie, die wir im November letzten Jahres durchgeführt haben.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz Österreich, im Interview.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz International in Österreich

Welche Bedeutung hat für Sie der Standort Österreich?

Hülsmann: Österreich ist ein ganz wesentlicher Markt. Eng verknüpft mit unserer größten Marke im Land, Milka, und somit absolutes Milka-Kernland, sind wir besonders stolz auf unser Werk in Bludenz. Es ist nicht nur das drittgrößte Schokoladewerk von Mondelēz International, sondern blickt auch auf eine lange Tradition zurück: 1887 wurde der Betrieb aufgenommen, heute liegt der Fokus auf den Großtafeln. Ein Viertel der dort produzierten Tafeln ist für die DACH-Region bestimmt, der Rest wird in 30 weitere Länder weltweit exportiert. Übrigens zu Coronazeiten sehr gefragt waren die Milka-Großtafeln, insbesondere in Österreich. Daneben ist der Standort Wien natürlich für viele Talente sehr attraktiv, auch im europäischen Umfeld.

Welche Trends entwickeln sich aus Ihrer Sicht? Wie reagieren Sie darauf?

Hülsmann: Konsumentinnen und Konsumenten sind anspruchsvoller geworden. Marken müssen einiges leisten – einen Zweck besitzen, innovativ, digital, überall verfügbar sein –, aber am wichtigsten ist nach wie vor, dass das Produkt schmeckt.

Wir sehen Nachhaltigkeit und Wellbeing als Megatrends, wir beobachten ein verstärktes Wellbeing-/Gesundheits-Bewusstsein bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Für Schokolade bedeutet dies: Authentische Produkte sind gefragt, möglichst pur und simpel. Milka steht zum Beispiel seit 120 Jahren für Natürlichkeit und Authentizität. Seit Beginn verwendet Milka 100 Prozent Alpenmilch – ein Alleinstellungsmerkmal, das uns von der Konkurrenz abhebt. Außerdem ist Milka seit 2018 Teil des Nachhaltigkeitsprogramms Cocoa Life – der benötigte Kakao für Milka-Produkte wird aus dem Programm bezogen.

Wir sehen Nachhaltigkeit und Wellbeing als Megatrends, wir beobachten ein verstärktes Wellbeing-/Gesundheits-Bewusstsein bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Für Schokolade bedeutet dies: Authentische Produkte sind gefragt, möglichst pur und simpel.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz Österreich, im Interview.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz International in Österreich

Wo sehen Sie Chancen für Innovationen?

Hülsmann: Der richtige Snack, zur richtigen Zeit, richtig gemacht: Unser Plan für Österreich folgt unserer internationalen Strategie „Snacking Made Right“ und muss für die Konsumentinnen und Konsumenten lokal relevant sein. So ist es uns zum Beispiel im vergangenen Jahr mit der Milka Haselnuss Creme gelungen, eine attraktive Alternative (Rezeptur mit Sonnenblumenöl) zu entwickeln. Diese bietet eine gute Differenzierung zum bestehenden Angebot, im für uns neuen Segment der süßen Brotaufstriche. Auch unsere Erweiterungen unter „Milka Dark Milk“ tragen der verstärkten Nachfrage nach Schokolade mit mehr Kakao Rechnung.

Wie sehen Sie die Diskussionen um Zucker, Fett und Salz im Zusammenhang mit Übergewicht?

Hülsmann: Das ist eine wichtige Debatte, aber Süßware ist und bleibt ein Genussmittel, das in Maßen genossen einen festen Platz in unserer Esskultur besitzen darf. Wesentlich ist dabei Aufklärung und Transparenz, nur so kann ein achtsamer Umgang in Bezug auf Ernährung erreicht werden. Wir sprechen hierbei insbesondere vom Begriff des Mindful Snacking.

Süßware ist und bleibt ein Genussmittel, das in Maßen genossen einen festen Platz in unserer Esskultur besitzen darf. Wesentlich ist dabei Aufklärung und Transparenz, nur so kann ein achtsamer Umgang in Bezug auf Ernährung erreicht werden. Wir sprechen hierbei insbesondere vom Begriff des Mindful Snacking.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz Österreich, im Interview.

Elisabeth Hülsmann, Managing Director von Mondelēz International in Österreich

Es gibt immer wieder Kritik an der Kennzeichnung der Lebensmittel. Wie stehen Sie dazu? Was werden Sie ändern, was sollte bleiben?

Hülsmann: Uns ist es wichtig, unsere Verbraucherinnen und Verbraucher mit klaren und zuverlässigen Informationen zu unseren Produkten zu versorgen und so einen Beitrag zu einem achtsamen Konsum zu leisten. Deshalb finden sich auf all unseren Produkten umfassende Nährwertangaben, Portionsgrößen und Zutaten.

Nachhaltigkeit und CSR (Corporate Social Responsibility) sind immer stärker in den Vordergrund tretende Themen. Wie gehen Sie damit um – Stichworte Kakao und Ausbeutung oder Regenwaldzerstörung?

Hülsmann: Als Unternehmen nehmen wir unsere Verantwortung sehr ernst, die Menschenrechte in unserer Wertschöpfungskette in Übereinstimmung mit den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte zu respektieren. Um sicherzustellen, dass Menschenrechte in unseren eigenen Betrieben und in unserer Lieferkette respektiert werden, kommen wir unserer Sorgfaltspflicht nach, um Risiken zu identifizieren und sie zu beseitigen. Wir freuen uns über das wachsende Interesse von politischen Entscheidungsträgern und aus ganz Europa, die UNGPs (United Nations Guiding Principles) in Gesetze umzusetzen. Und, dass dieses Momentum zugunsten der Sorgfaltspflicht auch innerhalb der Industrie wächst. Immer mehr Unternehmen, große und kleine, in der gesamten Europäischen Union unterstützen eine Gesetzgebung zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht.

In der Produktion konzentrieren wir uns darauf, unsere Snacks nachhaltiger zu produzieren, indem wir weniger Energie, Wasser und Abfall verbrauchen, und zwar mit Zutaten, die die Verbraucherinnen und Verbraucher kennen und denen sie vertrauen. Wir haben uns spezifische Ziele gesetzt, machen gute Fortschritte und erweitern unsere Bemühungen, um sinnvolle Veränderungen zu erreichen. So konnten wir bei Mondelēz seit 2013 weltweit bereits 65.000 Tonnen Verpackungsmaterial einsparen.

Welche Bedeutung haben im Unternehmen Qualitätsmanagement und Zertifizierungen?

Hülsmann: Als weltweit agierendes, führendes Lebensmittelunternehmen ist für uns die Lebensmittelsicherheit, Qualität und auch das Erfüllen geltenden Rechts ein wesentlicher Grundsatz. Unsere Produktionsstätten haben Lebensmittelsicherheits- und Qualitätsprozesse inklusive HACCP (Hazard Analysis Critical Control Points) implementiert. Diese werden regelmäßig durch interne und externe Audits überprüft. Alle für Mondelēz International produzierenden Werke sind entsprechend zertifiziert.

Was ist Ihr Lieblingsgericht?

Hülsmann: Wenn wir von unseren Produkten sprechen, ganz klar die Großtafel der Milka Traube-Nuss. Und Kaiserschmarrn – am liebsten auf der Schihütte, aber natürlich auch frisch selbst zubereitet für den Genuss zu Hause.

Weitere Informationen zum Unternehmen: eu.mondelezinternational.com

Über Elisabeth Hülsmann

Diplomkauffrau Elisabeth Hülsmann ist seit 2021 Managing Director von Mondelēz Österreich. Nach ihrem Studium an der Universität Bayreuth sammelte sie langjährige Erfahrung im Bereich Marketing & Sales. Seit 2004 hat sie für Mondelēz International zahlreiche Geschäftsbereiche erfolgreich weiterentwickelt. Zuletzt hatte Elisabeth Hülsmann die Entwicklung internationaler Großkunden von Zürich aus geleitet.

  • Dieses Interview ist die gekürzte Version eines Beitrags aus der Zeitschrift „Die Ernährung“, Volume 45, 2/2021. Die sechsmal jährlich erscheinende Fachzeitschrift informiert über aktuelle Entwicklungen bei Lebensmitteln in den Bereichen Wissenschaft, Recht, Technologie und Wirtschaft. Das gesamte Gespräch sowie Informationen zum Abo finden Sie hier: ernaehrung-nutrition.at.

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