Foto: industrieblick / Adobe Stock
Etwa 8,6 Millionen Tonnen Nahrungsmittel werden laut Österreichischem Ökologie-Institut jährlich in Österreich hergestellt. Bei den vermeidbaren Lebensmittelabfällen liegt die Lebensmittelproduktion an dritter Stelle. Der größte Teil vermeidbarer Lebensmittelabfälle fällt in den privaten Haushalten an, gefolgt von der Außer-Haus-Verpflegung beispielsweise in der Gastronomie oder in Gemeinschaftsküchen.
„Die Lebensmittelunternehmen denken und handeln seit jeher in Generationen. Und angesichts des heiß umkämpften Marktes kann es sich heute ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, Lebensmittelabfälle im großen Stil zu produzieren“, erklärt Josef Domschitz vom Fachverband der Lebensmittelindustrie. Der Verband unterstützt die Initiative Lebensmittel sind kostbar! des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Das gemeinsame Ziel: den Wert von Nahrungsmitteln und die Notwendigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs damit bewusstmachen.
Die Lebensmittelunternehmen denken und handeln seit jeher in Generationen. Und angesichts des heiß umkämpften Marktes kann es sich heute ohnehin kein Unternehmen mehr leisten, Lebensmittelabfälle im großen Stil zu produzieren.
Josef Domschitz, stellv. Geschäftsführer des Fachverbands der Lebensmittelindustrie
Die Lebensmittelunternehmen gehen sorgsam mit den eingekauften, oft knappen Agrarrohstoffen um und achten darauf, Agrarabfälle zu vermeiden. Fallen bei der Herstellung und Verarbeitung dennoch Abfälle an, gibt es dafür unterschiedliche Ursachen: Ein Grund sind rohstoff- und energieintensive Prozesse – etwa bei der Verarbeitung von Milch, Fleisch, Obst, Gemüse oder Getreide. Durch das Kochen, Pressen, Mahlen, Rühren, Zerkleinern und dergleichen oder das sichere Abpacken auf den Produktionslinien können teilweise Lebensmittelabfälle entstehen. Andererseits tragen auch die Wünsche und Vorgaben der direkten Kundinnen und Kunden der Lebensmittelhersteller – wie des Handels, der Gastronomie, der Exportkunden oder auch anderer Weiterverarbeiter – in Bezug auf die von diesen georderte spezifische Rezeptur oder Verpackung von Produkten zum Entstehen von Abfällen bei, wenn etwa beim jeweiligen Sortimentswechsel die Produktion umgestellt werden muss. Hier gilt es darauf zu achten, dass gerade in der Startphase eines Sortiments- und Etikettenwechsels bei bestimmten Produktionslinien nur Produkte für den Verkauf freigegeben werden, die sortenrein, nach vorgegebener Rezeptur hergestellt, korrekt etikettiert und somit verkehrsfähig sind – etwa beim Wechsel von Joghurt mit Erdbeeren auf ein anderes Fruchtjoghurt oder auf das Sortiment gänzlich ohne Früchte.
Allfällige Reststoffe aus der Produktion, die nicht mehr für den menschlichen Verzehr geeignet sind, werden beispielsweise als Futtermittel weiter genutzt oder in der Biogasanlage in Energie umgewandelt. Dazu zählen etwa Schalen von Kartoffeln aus der Gemüseverarbeitung, Trester aus dem Brauprozess, Sauermolke, die bei der Herstellung von Milcherzeugnissen anfällt, oder auch Schlachtabfälle. Laut einer Studie des Österreichischen Ökologie-Instituts von 2017 lassen sich nur rund 1,4 Prozent – oder 121.800 Tonnen – der gesamten jährlichen Lebensmittelproduktion auch tatsächlich vermeiden. Hier noch besser zu werden, daran arbeiten die Lebensmittelhersteller in der Praxis weiterhin intensiv.
Auch sogenannte „Retourwaren“ sind dafür verantwortlich, dass Lebensmittelabfall in den Unternehmen anfällt. Retourwaren sind Produkte, die der Handel wieder an die Hersteller zurückschickt, weil sie nicht verkauft worden sind. Das trifft etwa auf Backwaren in Form von Brot und Gebäck zu. Diese machen übrigens den höchsten Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen aus: Laut der Erhebung des Ökologie-Instituts gelten jedes Jahr rund 51.700 Tonnen an Backwaren als vermeidbare Lebensmittelabfälle. Mehr als zwei Drittel davon sind Retourwaren, die der Lebensmitteleinzelhandel an die Hersteller zurückschickt. Auf den Plätzen zwei bis vier liegen Milch und Molkereiprodukte, Getränke sowie Tiefkühlkost. Darüber hinaus können auch Produkte mit Etikettierungsfehlern nicht mehr verkauft werden.
Brotrohlinge: Noch genießbares Brot und Gebäck wird am häufigsten entsorgt – der Großteil davon kommt aus Retouren. Foto: industrieblick / Adobe Stock
Viele Betriebe haben bereits wirkungsvolle Maßnahmen umgesetzt – von der Verbesserung der Bedarfsplanung über Schulungen von Mitarbeitenden bis zur Vermeidung von Fehlproduktionen und zur Verwertung von Reststoffen. Ein Großteil der bei der Produktion von Lebensmitteln anfallenden Agrarabfälle wird als Futtermittel weiterverwendet. In Bioraffinerien werden biologische Rohstoffe weiterverarbeitet: Best Practice: Bioraffinerien verwerten Rohstoffe. Die Verwertung von organischen Abfällen in Biomasseanlagen ist zusätzlich Teil eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Rohstoffen.
Die Ergebnisse der Studie des Ökologie-Instituts zeigen, dass die Maßnahmen der Hersteller schon erfolgreich zur Abfallvermeidung bei der Lebensmittelproduktion beigetragen haben. Verbesserungspotenzial ist dennoch gegeben. Einerseits in der Zusammenarbeit mit Partnern entlang der Agrar- und Lebensmittelkette und andererseits bei der Belieferung von sozialen Einrichtungen. Hier gibt es österreichweit eine Reihe von Kooperationen der Hersteller, etwa mit den Einrichtungen der „Tafeln“ (wie zum Beispiel die Wiener Tafel), dem Roten Kreuz, den Sozialmärkten und der Caritas sowie weiteren Organisationen, die sich der Weiterverwendung und Verteilung von gespendeten Lebensmitteln annehmen.
Verantwortung
Rohstoffe im Kreislauf halten, Ressourcen effizient nutzen und das Klima schützen: Diese Ziele verfolgt die Kreislaufwirtschaft. Was das für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen in Österreich bedeutet, lesen Sie hier.
weiterlesenVerantwortung
Vom Joghurtbecher bis zur rePET-Mineralwasserflasche: In Österreich werden täglich unzählige Lebensmittel- und Getränkeverpackungen verwendet. Was Einweg und Mehrweg unterscheidet und was sich künftig ändern wird: Das lesen Sie hier.
weiterlesenVerantwortung
Vom funktionierenden Kreislauf bis zu vielversprechenden Innovationen: Das steckt hinter der Altglassammlung in Österreich. Harald Hauke, Geschäftsführer von Austria Glas Recycling, über Erfolge, Ziele und Herausforderungen.
weiterlesen