Frucht der Ölpalme in zwei Hälften geschnitten: Aus dem Fruchtfleisch wird Palmöl gewonnen, aus dem Kern Palmkernöl.

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Palmöl im Faktencheck

Dieses Thema bringt viele auf die Palme: Kaum ein Pflanzenfett erhält so viel Aufmerksamkeit wie Palmöl. Von Trans-Fetten bis zu nachhaltigem Anbau – „Österreich isst informiert“ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ob in Lebensmitteln, Kosmetika oder im Treibstoff: Der Rohstoff Palmöl ist unser täglicher Begleiter. Dennoch steht das tropische Öl immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Ist Palmöl im Essen ungesund? Wie lässt sich ein nachhaltiger Anbau für Mensch und Natur fördern? Und was geben andere Pflanzenöle als Alternativen her? Hier erhalten Sie die wichtigsten Fakten rund um das Thema Palmöl.

Woher stammt Palmöl?

Sie wird bis zu 30 Meter hoch und hat es gerne tropisch warm: Die Ölpalme zählt zu den wichtigsten Ölpflanzen der Welt. Mit fast einem Drittel Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das meistproduzierte Pflanzenöl der Welt. Heute wird die Ölpalme in vielen tropischen Regionen kultiviert – vor allem in Asien, Afrika und Südamerika: Fast 84 Prozent des weltweit produzierten Palmöls kommen aus Indonesien und Malaysia (Stand 2020). Der größte Teil davon wird in den Anbauländern selbst und in benachbarten Regionen Asiens verbraucht.

Wie wird Palmöl hergestellt?

Auf einer Ölpalme wachsen bis zu 6.000 Früchte. Das Palmöl wird aus ihrem Fruchtfleisch gewonnen. Dafür werden die Palmfrüchte in Mühlen gepresst. Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Gehalts an Beta-Carotin eine rötliche Färbung. Diese geht beim späteren Raffinieren verloren. Aus den Kernen der Ölfrüchte wird zudem Palmkernöl und Palmkernmehl gewonnen. Dafür werden die Kerne getrocknet, gemahlen und dann gepresst.

Worin ist Palmöl überall enthalten?

Kaum ein Rohstoff lässt sich so vielseitig einsetzen wie Palmöl. In Europa landet rund ein Drittel des verwendeten Palmöls auf unseren Tellern. Laut der European Federation for Transport and Environment wurde 2016 nahezu die Hälfte (45 Prozent) als Biosprit vertankt, 16 Prozent flossen in Energiegewinnung für Strom und Wärme, mit dem Rest wurden Produkte wie Seifen, Waschmittel oder Kosmetika hergestellt. Weltweit entstehen jedes Jahr rund 60 Millionen Tonnen Palmöl. Europa importiert davon etwa 11 Prozent, 4 Prozent der globalen Menge werden in der europäischen Lebensmittelindustrie eingesetzt.

Warum wird Palmöl in der Lebensmittelherstellung verwendet?

Das Aroma von rohem Palmöl ist kräftig und charakteristisch. Es wird traditionell in der karibischen und afrikanischen Küche für Suppen und Eintöpfe eingesetzt. Aufgrund seiner positiven Eigenschaften hat raffiniertes Palmöl auch in der Lebensmittelindustrie seit über 100 Jahren einen festen Platz: Es ist ein hochwertiges Fett für die Herstellung von Lebensmitteln. Palmöl ist tierischen Fetten wie Butter oder Schmalz überlegen: Es lässt sich einfach verarbeiten, ist hitzestabil, geschmacksneutral und lange haltbar. Im Gegensatz zu tierischen Fetten wie Butter wird Palmöl nicht so rasch ranzig. So bleiben Produkte wie Backwaren, Kekse oder Streichfette länger genießbar.

Wie ist Palmöl ernährungsphysiologisch zu bewerten?

Palmöl setzt sich je zur Hälfte aus gesättigten und ungesättigten Fettsäuren zusammen und teilt sich bereits bei Zimmertemperatur in seine flüssige und feste Fraktion. Durch den Einsatz von Palmfett können daher gehärtete Fette ersetzt und damit der Anteil an Transfettsäuren in Lebensmitteln reduziert werden. Das ist wesentlich, weil in der EU Höchstwerte für Transfettsäuren vorgeschrieben sind. Höchstens 2 Gramm pro 100 Gramm Fett an anderen Transfettsäuren dürfen in Lebensmitteln für die Endverbraucherinnen und Endverbraucher enthalten sein (Verordnung (EU) 2019/649). Im Gegensatz dazu kann Kokosfett oftmals nicht verwendet werden, weil es bereits bei 24 Grad Celsius flüssig wird (und daher gehärtet werden müsste). Anderen festen Fetten mit ähnlichen Einsatzmöglichkeiten wie Butter oder Kokosfett ist Palmöl ernährungsphysiologisch sogar überlegen.

Welche unerwünschten Stoffe können bei der Herstellung von Palmöl entstehen?

Bei der Erzeugung von pflanzlichen Ölen können unerwünschte Stoffe entstehen – sogenannte Fettsäureester. Das Raffinieren ist ein wichtiger Herstellungsschritt, um unangenehme und bittere Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen. Dabei können sich MCPD (Monochlorpropandiol)-Fettsäureester (ab 150 Grad Celsius) und Glycidyl-Fettsäureester (ab 200 Grad Celsius) bilden. Das trifft jedoch nicht nur auf Palmöl zu, sondern auf alle raffinierten pflanzlichen Fette und Öle. Die österreichische Lebensmittelindustrie arbeitet seit Jahren daran, den Gehalt an diesen unerwünschten Stoffe zu reduzieren.

Sind Lebensmittel mit Palmöl gesundheitlich sicher?

Laut aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind Produkte mit Palmöl sicher – und somit für Konsumentinnen und Konsumenten unbedenklich genießbar. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) arbeiten laufend an Risikobewertungen. Für die unerwünschten Fettsäureester sind in der EU Grenzwerte beziehungsweise Höchstgehalte vorgeschrieben, die in bestimmten Lebensmitteln nicht überschritten werden dürfen – etwa für Babynahrung sowie pflanzliche Öle und Fette (Verordnung (EU) 2020/1322).

Kann Palmöl ökologisch und sozial vertretbar sein?

In der österreichischen Lebensmittelherstellung wird zunehmend Palmöl aus nachhaltigem und zertifiziertem Anbau eingesetzt. Damit werden der Naturschutz und die Rahmenbedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter in den Anbauländern sowie der Schutz bedrohter Tierarten gefördert und kontrolliert. Zu den bekanntesten Zertifikaten zählt das von der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund For Nature) initiierte RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil). Dabei werden Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Auch Organisationen wie ESPOAG (European Sustainable Palm Oil Advocacy Group) und FONAP (Forum nachhaltiges Palmöl) haben die Weiterentwicklung des RSPO auf ihrer Agenda.

Die EU-Entwaldungsverordnung

Mithilfe einer neuen EU-Verordnung sollen Entwaldung und Waldschädigung in Zusammenhang mit der Rohstoffgewinnung verhindert werden. Die EU-Entwaldungsverordnung ist seit 30. Juni 2023 in Kraft und regelt die Einfuhr, Ausfuhr und die Bereitstellung auf dem Unionsmarkt von Rohstoffen und bestimmten davon abgeleiteten Erzeugnissen, welche besonders mit Entwaldung und Waldschädigung in Verbindung gebracht werden: neben Kakao, Soja, Kaffee, Rindern, Holz und Kautschuk ist ebenso die Ölpalme als Rohstoff und daher auch Palmöl erfasst. Erzeugnisse daraus dürfen künftig nur noch dann in Verkehr gebracht werden, wenn sichergestellt wurde, dass sie „entwaldungsfrei” sind.

Lässt sich Palmöl durch andere Öle ersetzen?

Weder in der Lebensmittelindustrie noch in den anderen Anwendungsbereichen gibt es DIE sinnvolle Alternative zu Palmöl. Bis 2050 werden etwa 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Um die wachsende Erdbevölkerung zu ernähren, führt derzeit kein Weg an Palmöl vorbei. Den Rohstoff einfach mit anderen pflanzlichen Ölen zu ersetzen, ist sogar kontraproduktiv. Denn Öle aus Sonnenblumen, Kokos oder Raps benötigen im Schnitt drei Mal so viel Anbaufläche für die gleiche Ölmenge. Wir bräuchten also um ein Vielfaches größere Anbaugebiete, um den Bedarf zu decken. Nachhaltig angebaut, ist Palmöl ressourcenschonender als andere Öle – ein wichtiger Aspekt in Hinblick auf schrumpfende Agraranbauflächen.

Warum ist es wichtig, den nachhaltigen Anbau von Palmöl zu fördern?

Der immer wieder geforderte komplette Verzicht auf Palmöl in der Lebensmittelherstellung ist weder aus ökologischer noch aus wirtschaftlicher und sozialer Sicht sinnvoll. Ölpalmen haben den höchsten Ertrag im Vergleich zu anderen Ölpflanzen. Die Palmölproduktion ist für viele Länder ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und sichert die Lebensgrundlage von Millionen Menschen. Das Ziel muss daher sein, den nachhaltigen Anbau zu fördern. Importländer wie Österreich müssen sich dafür einsetzen, dass Mindeststandards in den Herkunftsländern eingehalten und stetig weiterentwickelt werden. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten können einen Beitrag für eine nachhaltige Produktion leisten: indem sie bewusst einkaufen und bei entsprechenden Produkten zertifizierte Ware wählen.

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