Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Teambuilding: Die Maßnahmen der Lebensmittelunternehmen für gute Arbeitsbedingungen sind so vielfältig wie die Menschen, die sie beschäftigen.

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Verantwortung

Best Practice: Soziale Nach­haltigkeit in der Lebens­mittel­kette

Von fairen Arbeits­bedingungen über verantwortungs­bewusste Rohstoff­beschaf­fung bis zu gesell­schaftlichem Engagement: Erfahren Sie mehr über soziale Nach­haltigkeit entlang der Liefer­kette von Lebens­mitteln.

Bis ein fertiges Produkt im Handelsregal steht, geht es entlang der Lebensmittelkette durch viele Hände. Der verantwortungsvolle Umgang mit Produzenten, Partnern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entlang der Lebensmittelkette ist ein zentrales Element nachhaltiger Lieferketten. Unternehmen der Lebensmittelindustrie setzen Initiativen für faire Arbeitsbedingungen sowie gegen Ausbeutung und Kinderarbeit und fördern Regionen und Gemeinden.

Was steckt hinter dem „EU-Lieferkettengesetz“?

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, dem europäischen Grünen Deal, plant die EU-Kommission auch eine Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben im Bereich der sozialen Verantwortung. Dafür hat sie im Februar 2022 den Entwurf einer EU-Richtlinie über unternehmerische Sorgfaltspflichten in Lieferketten vorgelegt. Dieser soll Unternehmen unter anderem dazu verpflichten, zusätzliche Informationen über die Einhaltung von Menschen- und Kinderrechten entlang der Lebensmittelkette weiterzugeben, Missstände zu vermeiden beziehungsweise abzustellen und Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu übernehmen. Neben Aspekten der sozialen Nachhaltigkeit zielt der Richtlinienentwurf auch auf die ökologische Nachhaltigkeit in der Lebensmittelkette ab.

Beispiel: Sozial verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung

Die verantwortungsvolle Beschaffung von Agrarrohstoffen umfasst die Einhaltung definierter Vorgaben. Dazu zählen neben den Menschenrechten auch faire Arbeitsbedingungen: Diese haben arbeitsrechtliche und gesetzliche Mindeststandards zur Grundlage und setzen ein Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit voraus.

Soziale Nachhaltigkeit umfasst die Einhaltung der Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen. Auf dem Foto: Ein Bauer mit Bananen.

Soziale Nachhaltigkeit umfasst die Einhaltung der Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen. Auf dem Foto: Ein Bauer mit Bananen. Foto: SALMONNEGRO-STOCK / Shutterstock

Best Practice: Sozial verantwortungsvolle Beschaffung

Zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelindustrie erfüllen die Standards der FAIRTRADE-Organisation, die unter anderem für die Stärkung der Kleinbauern und Kleinbäuerinnen sowie der Arbeiter und Arbeiterinnen auf Plantagen einsetzt. Im Fokus stehen geregelte Arbeitszeiten, das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit, das Verbot von Diskriminierung sowie die Förderung gewerkschaftlicher Organisationen vor Ort. Das FAIRTRADE-Siegel dürfen beispielsweise Produkte von AGRANA, Manner, Heidi Chocolat/Niemetz Schwedenbomben, Pfanner, Julius Meinl, Mautner Markhof, Nestlé, Ölz, Rauch, Berglandmilch, Teekanne oder der VOG AG tragen.

Als Teil der Intersnack Group bewertet der Knabbergebäckhersteller Kelly 90 Prozent seiner Lieferanten mithilfe des Ethical Trading Initiative (ETI) Basis Kodex, einer international anerkannten Norm für Arbeitspraktiken. Das soll die Arbeitsbedingungen in den Ländern verbessern, in denen Rohstoffe angebaut werden. Um die Einhaltung von Sozialstandards und die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen in den Ursprungsländern sicherzustellen, arbeitet das Unternehmen außerdem mit der African Cashew Alliance und dem Roundtable on Sustainable Palm Oil zusammen.

Der Süßwarenhersteller Loacker ist Partner des Cocoa Farming Program und arbeitet mit lokalen Stiftungen für die Unterstützung von Genossenschaften und Kakaobäuerinnen und Kakaobauern an der Elfenbeinküste und Ecuador zusammen. Auf Madagaskar, von wo das Unternehmen seine Bourbon Vanille bezieht, bietet es eine Weiterbildung im nachhaltigen Anbau, ökologischen und medizinischen Themen wie Flussreinigung und Abfallmanagement und fördert den Aufbau ortsnaher Gesundheitseinrichtungen. Der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli unterhält diverse Projekte zur Gemeindeentwicklung. Dazu zählt das Bereitstellen von über 69.000 Solarleuchten für Kakaobäuerinnen und -bauern des Farming Program in Ghana. Auch der Süßwarenhersteller Mondelez arbeitet mit Initiativen und Organisationen wie der World Cocoa Foundation und der Sustainable Trade Initiative zusammen.

Für den Anbau nachhaltiger Minze setzt sich beispielsweise Mars mit dem Programm Shubh Mint in Indien ein. Um sozioökonomische Herausforderungen in Uttar Pradesh wie Ungleichheit der Geschlechter und Bildungsunterschiede zu bewältigen, beteiligt sich das Unternehmen an lokalen Initiativen wie Tanager (Selbsthilfegruppe für Frauen) und READ India (Dorfbibliotheken).

Rauch Fruchtsäfte unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern als Partner der Initiative Treedom in Afrika und Südamerika Anschubfinanzierung für Baumneupflanzungen, Früchte für die Kleinbäuerinnen und -bauern und örtliche Communities sichern nachhaltig Arbeitsplätze, schaffen faire Einkommensmöglichkeiten und tragen zur Ernährungssicherheit bei.

Lebensmittel- und Getränkeunternehmen wie AGRANA, 11er oder Vöslauer haben den UN Global Compact, eine Initiative der Vereinten Nationen für mehr Unternehmensverantwortung, unterzeichnet. Damit verpflichteten sie sich, die zehn festgelegten Prinzipien zu Menschenrechten, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung einzuhalten. Viele Unternehmen – darunter auch der Gewürzhersteller Kotányi – verpflichten ihre Lieferanten bereits zur Einhaltung nachhaltiger Kriterien.

Mehrere Lebensmittelunternehmen, darunter Pfanner, Teekanne und Mars, haben eine Zertifizierung der Rainforest Alliance oder kooperieren mit dieser Initiative. Die Rainforest Alliance ist eine Non-Profit-Organisation, die sich für nachhaltige Landwirtschaft, Menschenrechte und die Lebensbedingungen von Bäuerinnen und Bauern einsetzt. Dabei stehen insbesondere die Verbesserung der Lebensbedingungen vor Ort und die Förderung der Rechte ländlicher Gemeinschaften im Fokus.

Teekanne bezieht Rotbusch-Tee aus Western Cape an der Westküste in Südafrika und hat das Projekt TASTE THE GOOD LIFE ins Leben gerufen. Diabetes und Bluthochdruck sind unter den dortigen Arbeitskräften weit verbreitet. Das Projekt unterstützt die Bevölkerung mit Gruppensitzungen und Kochkursen, eine gesündere Ernährung und damit einen gesunden Lebensstil zu erreichen.

Beispiel: Gute Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende

Maßnahmen zur Sicherheit am Arbeitsplatz sind gesetzlich verpflichtend. Darüber hinaus fördern viele Unternehmen mit eigenen Programmen aktiv die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch die Unterstützung von Diversität und Inklusion in den Unternehmen ist ein wesentlicher Aspekt der sozialen Nachhaltigkeit.

Lehrlinge bei der Käseherstellung: Viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie bilden junge Menschen als Fachkräfte aus.

Lehrlinge bei der Käseherstellung: Viele Unternehmen der Lebensmittelindustrie bilden junge Menschen als Fachkräfte aus. Foto: JackF / Shutterstock

Best Practice: Betriebliche Ausbildung, Diversität und Inklusion

Ölz der Meisterbäcker erhielt den Integrationspreis für das Projekt „Deutsch am Arbeitsplatz – Wir verstehen!“, betreibt ein Weiterbildungs- und Lehrlingsprogramm und unterstützt das Rote Kreuz, die Caritas sowie die Initiative „Netz für Kinder“.

Der Süßwarenhersteller Manner setzt sich für Lehrlingsförderung ein, unterstützt ein SOS-Kinderdorf in der Steiermark und hält eine Kooperation mit einem SOS-Kinderdorf an der Elfenbeinküste. Zusätzlich ist Manner Träger des Gütesiegels Betriebliche Gesundheitsförderung, wie auch die Mantler Mühle, Kotányi, AGRANA Zucker in Tulln, Ardo Frost und die Brau Union.

Unternehmen wie NÖM, die Ottakringer Brauerei, die Brau Union, Coca-Cola HBC Austria und Vöslauer sind als familienfreundlicher Arbeitgeber zertifiziert und setzen sich für Nachwuchsförderung und Gleichberechtigung ein. NÖM unterstützt zusätzlich seit 2019 Projekte im Bereich Green Care.

Der Getränkehersteller Spitz fördert die Diversität im Betrieb, bietet flexible Arbeitszeitmodelle und Homeoffice sowie Ferienbetreuung für Kinder. Viele weitere Unternehmen fördern ebenfalls die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Unternehmen der Lebensmittelindustrie werden regelmäßig als „Great Place to Work“ ausgezeichnet. Die Kriterien für einen großartigen Arbeitsplatz sind dabei Fairness, Glaubwürdigkeit und Respekt in Bezug auf das Management, Teamgeist unter den Kollegen und Stolz der Mitarbeiter auf das Unternehmen. Die Auszeichnung tragen beispielsweise die Vereinigten Eisfabriken und Kühlhallen, der Kindernährmittelhersteller Nutricia Milupa, Almdudler und Mars Austria.

Eine große Zahl an Unternehmen – wie zum Beispiel Mautner Markhof, Ölz der Meisterbäcker, Wiesbauer, AGRANA, Manner, Spitz und die Brau Union – bildet Lehrlinge aus. Dazu zählen etwa Lehrberufe wie Brau- und Getränketechnik, Lebensmitteltechnik und Milchtechnologie. Für vorbildliche Lehrbetriebe mit Ausbildungsstandort Wien vergibt die Wirtschaftskammer Wien jährlich das Qualitätssiegel „TOP-Lehrbetrieb“. Die Ottakringer Brauerei, Fleischwarenhersteller Radatz und Ankerbrot sind auch 2022 wieder Träger dieses Qualitätssiegels. In Oberösterreich erkennt man Betriebe „mit vorbildlichem Engagement in der Lehrlingsausbildung“, anhand des ineo Zeichens – wie etwa den Süßwarenhersteller Haribo.

Beispiel: Gesellschaftliches Engagement

Viele heimische Lebensmittelunternehmen setzen sich für das Gemeinwohl ein – etwa über firmeninterne Programme oder die Förderung sozialer Initiativen im In- und Ausland.

Soziale Initiativen tragen zu Chancengleichheit bei - hier eine Frau in einer Führungsposition.

Soziale Initiativen tragen zu Chancengleichheit bei – hier eine Frau in einer Führungsposition. Foto: Milica / Adobe Stock

Best Practice: Soziale Projekte und Initiativen

Nestlé arbeitet mit FAB ProWork in Oberösterreich zusammen, das Menschen eine geschützte Arbeit nach dem Chancengleichheitsgesetz ermöglicht, und unterstützt das Rote Kreuz in Österreich (Lernhäuser). Die globale Initiative Nestlé Needs YOUth soll zehn Millionen Menschen weltweit helfen, bis 2030 Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten zu erhalten.

Der Fruchtsafthersteller Pfanner fördert das Kochherd-Projekt in Kenia. Der Einsatz effizienter Kocher statt offener Feuerstellen spart Feuerholz und die verbesserte Luftqualität in den Häusern. Das trägt zur Verminderung von Atemwegserkrankungen – vor allem bei Frauen und Kindern – bei. Die Finanzierung erfolgt über kommunale Spar- und Darlehensgemeinschaften.

Die AGRANA unterstützt unter anderem das Projekt CONCORDIA România, das sich Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Milieus annimmt. Darunter sind auch Waisen und Kinder, die von ihren Eltern zurückgelassen wurden. Sie finden in Wohngruppen ein geschütztes Zuhause. Almdudler und Radatz fördern die Initiative Tralalobe, die sich um unbegleitete Kinderflüchtlinge, Frauen und Kindern, LGBTIQ Asylwerbenden und psychisch belasteten Menschen annimmt und ihnen Rechtsberatung und geschützten Wohnraum bietet.

Cola-Cola HBC Austria unterstützt die Special Olympics, ist Partner der Euro Pride und startete die europaweite Initiative #YouthEmpowered für die Verringerung und Prävention von Jugendarbeitslosigkeit.

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